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  7. Greenwashing Kritik überschattet Coldplay Welttournee und Konzert in Berlin

"Music Of The Sphere" Greenwashing Kritik überschattet Coldplay Welttournee

Die britische Pop-Band Coldplay kündigte eine Welttournee an, die so ökologisch nachhaltig wie möglich ist. Nach fünf ausverkaufen Shows in Deutschland gibt es jedoch jede enge Kritik: Der Vorwurf lautet Greenwashing.

14.07.2022, 15:00
Coldplay macht bei ihrer Welttournee Stopp in Frakfurt und Berlin. Frontsänger Chris Martin spricht auf Deutsch seine Dankbarkeit für die Fans aus. Foto: Andreas Arnold/
Coldplay macht bei ihrer Welttournee Stopp in Frakfurt und Berlin. Frontsänger Chris Martin spricht auf Deutsch seine Dankbarkeit für die Fans aus. Foto: Andreas Arnold/ dpa

Berlin/DUR/esu - Dreimal spielte Coldplay ihre „Music Of The Spheres” Tour im Olympiastadion in Berlin, jedes Mal ausverkauft. Diese Konzerte sollten nachhaltig und klimaneutral sein. Nun überschattet Greenwashing-Kritik die Welt-Tour.

Greenwashing bei Coldplay in Berlin? „Ökologisch-nachhaltig“ war Bedingung für die Welt-Tournee

Schon am Eingang fällt auf: Das ist kein normales Konzert. Refill-Cups sind überall zu sehen. An den Eingängen zu den Toiletten wird auf das Angebot hingewiesen, Leitungswasser kostenfrei nachzufüllen. Im Steh-Bereich des Stadions sind kinetische Tanzflächen und Fahrrad-Stationen aufgebaut, damit die Besucher selbst die Energie für die Technik produzieren können. Im Vorfeld werden die Besucher angehalten, per Zug oder Fahrrad zu kommen.

Schon 2019 kündigte Coldplay an, erst wieder auf Tour zu gehen, wenn das ökologisch und nachhaltig möglich sei. Ziel der Band war es, die Emissionen im Vergleich zu den Touren 2016 und 2017 um 50 Prozent zu reduzieren, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland. Nach zwei Jahren waren die Planungen abgeschlossen und die Band bietet nach eigenen Angaben ein breites Spektrum an Unterhaltung - nachhaltig gestaltet.

Coldplays „Music Of The Sphere”-Tour will die Umwelt in den Vordergrund stellen

Wie Gobal Citizen berichtete, kam bei einer Studie zu Live-Konzerten im Vereinigten Königreich heraus, dass dadurch jedes Jahr 405.000 Tonnen Treibhausgasemissionen entstehen.

"Wir sind uns sehr bewusst, dass unser Planet in einer Klimakrise steckt", schrieb die Band rund um Chris Martin zum Start der Tour auf ihrer Twitter-Seite. "Deshalb haben wir die letzten zwei Jahre damit verbracht, uns mit Umweltexpert*innen zu beraten, um diese Tour so nachhaltig wie möglich zu gestalten und, was genauso wichtig ist, das Potenzial der Tour zu nutzen, um die Dinge voranzutreiben."

Da eine Konzert-Tour immer mit hohem CO2-Ausstoß verbunden ist, hat sich die britische Band dazu entschieden, pro verkauftem Ticket einen Baum zu pflanzen. Eine vollständige Liste der Ziele um die Tour möglichst Klimaneutral zu gestalten, findet man auf ihrer Website.

Greenwashing: Coldplays neuer Sponsor in der Kritik

Um die Emissionen weiter zu halbieren, ging Coldplay vor kurzem eine Partnerschaft mit dem finnischen Mineralölunternehmen „Neste“ ein. Sie wollen umweltfreundlicher als andere Ölunternehmen sein. So soll für die Coldplay-Konzert-Tour Treibstoff nur aus gebrauchtem Speiseöl und tierischen Abfallfetten entstehen. "Für unsere Zusammenarbeit mit Coldplay werden weder konventionelles Palmöl noch andere native Pflanzenöle als Rohstoff für die gelieferten erneuerbaren Kraftstoffe eingesetzt", schrieb das Unternehmen in einer Stellungnahme.

Laut einer Studie von Friends of the Earth hätten aber die Palmöllieferanten von Neste zwischen 2019 und 2020 mindestens 10.000 Hektar Wald in Ländern wie Indonesien und Malaysia gerodet. Das fällt jetzt auch negativ auf Coldplay zurück.

Nachhaltige Touren? Coldplay legen Grundstein für neue Konzert-Ära

Trotz der Kritik zeigt man sich bemüht: Kurz vor Konzertbeginn werden in einem Video die Unternehmen und ihre Nachhaltigkeitsprojekte vorgestellt. Die Plastikbändchen, die man am Eingang bekam, sind auf Pflanzenbasis und müssen am Ausgang wieder abgegeben werden. Sie verzaubern das Stadion in ein Lichtermeer, dass wie eine Lichtorgel zur Musik tanzt. Chris Martin betont immer wieder: Die Besucher stehen im Mittelpunkt.

Dafür spricht er auch auf Deutsch und begeistert das Publikum. Die Power-Fahrräder und die kinetischen Tanzflächen sind während der ganzen Show belegt. Über die App passend zur Tour kann man in Mini-Spielen Wasser sammeln und sich über alle Projekte noch einmal ausführlich informieren.

Die Klassiker des Konzerterlebnisses sind trotzdem dabei: Pyrotechnik und Konfetti nehmen bei einem großen Teil der Lieder eine entscheidende Rolle ein. Am Ende schafft es die Band aus dem Vereinigten Königreich mit ihrem Hit „A Sky Full of Stars“ ein Erdbeben mit der Stärke 1,5 auszulösen.

Die nächsten Konzerte der Band sind Paris und Brüssel – auch hier legen sie jeweils einen Stopp von mehreren Tagen ein, bis es dann über Großbritannien nach Südamerika geht.