Sprache Sprache: Das Unwort des Jahres 2008 ist «notleidende Banken»

Frankfurt/Main/dpa. - Das Unwort des Jahres 2008 heißt«notleidende Banken». Der Begriff stelle «das Verhältnis von Ursachenund Folgen der Weltwirtschaftskrise rundweg auf den Kopf», begründeteder Sprecher der Jury, Horst Dieter Schlosser, am Dienstag dieEntscheidung. «Während die Volkswirtschaften in ärgste Bedrängnisgeraten und die Steuerzahler Milliardenkredite mittragen müssen,werden die Banken mit ihrer Finanzpolitik, durch die die Kriseverursacht wurde, zu Opfern stilisiert.»
Die Jury kritisierte zudem die Formulierungen «Rentnerdemokratie»und «Karlsruhe-Touristen». Von «Rentnerdemokratie» hatteAltbundespräsident Roman Herzog als Schreckensbild im Zusammenhangmit der Rentenerhöhung gesprochen. Mit «Karlsruhe-Touristen» habe derVorsitzende der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, die PolitikerGerhart Baum und Burkhard Hirsch diffamiert, weil sie wegen Zweifelnan der Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen erneut beimBundesverfassungsgericht klagen wollten.
Als Unwort werden sprachliche Missgriffe gerügt, die sachlichgrob unangemessen sind und möglicherweise sogar die Menschenwürdeverletzen. Ziel der sprachkritischen Aktion ist es, «für mehrsachliche Angemessenheit und Humanität im öffentlichen Sprachgebrauchzu werben».