Sprache Sprache: Das Unwort des Jahres 2002 lautet «Ich-AG»

Frankfurt/Main/dpa. - Das «Unwort» des Jahres 2002 heißt«Ich-AG». Mit dieser Entscheidung rügte eine Jury aus Sprachexpertendie «lächerliche Unlogik» der Wortbildung, teilte der Germanistik-Professor Horst Dieter Schlosser am Dienstag in Frankfurt mit. ZurBegründung hieß es außerdem, ein Individuum könne keineAktiengesellschaft sein. Die sechs Juroren wählten das Unwort aus1744 Einsendungen mit 806 verschiedenen Vorschlägen aus. Die Wahl desUnwortes gab es zum 12. Mal.
Ausschlaggebend für die Wahl sei die Herabstufung von menschlichenSchicksalen auf ein sprachliches Börsenniveau gewesen, hieß es in derBegründung der Jury: «Ich-AG ist damit einer der zunehmenden Belege,schwierige soziale und sozialpolitische Sachverhalte mit sprachlicherKosmetik schönzureden.»
Neben dem Unwort wurden noch andere Begriffe gerügt, darunter«Ausreisezentrum» für Abschiebelager oder «Zellhaufen» fürmenschliche Embryonen. Neben den vier ständigenSprachwissenschaftlern gehörten in diesem Jahr der ZDF-JournalistWolfgang Herles und der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Prof.Joachim-Felix Leonhard, der Unwort-Jury an. Das «Wort» des Jahres,das die Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden kürt, lautete2002 «Teuro».