Spanien Spanien: Jubel und Ärger um «Traumhochzeit»

Madrid/dpa. - Die «Traumhochzeit» zwischen der Psychologie-Studentin und demBankdirektor wurde nämlich in einer Weise gefeiert, wie sienormalerweise Königskindern vorbehalten ist. Zu den mehr als 40Trauzeugen gehörten die Regierungschefs von Großbritannien undItalien, Tony Blair und Silvio Berlusconi. Unter den 1100 geladenenGästen waren König Juan Carlos, Königin Sofía, sämtliche Minister derRegierung, die Präsidenten des Parlaments und der obersten Gerichtesowie die Chefs von Konzernen und Großbanken. Der SchlagersängerJulio Iglesias sagte eigens ein Konzert ab, um bei der Hochzeit dabeisein zu können.
Die Regenbogenpresse war entzückt von der Anmut der jungen Brautin dem weißen Hochzeitskleid mit der meterlangen Schleppe und von demfreundlich lächelnden Bräutigam. Eine solche Märchenhochzeit hatteSpanien seit den Vermählungen der beiden Königstöchter Elena undCristina in den Jahren 1995 und 1997 nicht mehr erlebt. Die Zeitung«El Mundo» ernannte die Aznar-Tochter am Freitag zur «drittenInfantin» (Königstochter). Die Blätter der Regenbogenpresse, dienormalerweise donnerstags herauskommen, verschoben ihr Erscheinen, umaktuell über die Feier berichten zu können.
Einige Kommentatoren der seriösen Blätter sahen in der«königlichen Hochzeit» dagegen eine Stillosigkeit und warfen demkonservativen Regierungschef vor, den Bogen überspannt zu haben.«Aznar hat die Heirat seiner Tochter dazu missbraucht, zur Schau zustellen, wie weit sein Einfluss reicht», meint das Nachrichtenmagazin«El Siglo».
Schon die Wahl des Ortes der Vermählung - das Kloster von SanLorenzo de El Escorial - wurde als ein Zeichen von Größenwahninterpretiert. Der gigantische Palast in den Bergen nordwestlich vonMadrid gilt als ein Symbol von Größe und Macht. Er war von KönigPhilipp II. (Felipe II.) errichtet worden, der von 1556 bis 1598 überein Reich von Asien bis Südamerika herrschte, in dem «die Sonne nieunterging».
«Weil er (Aznar) seine Füße auf den Scheibtisch von US-PräsidentGeorge W. Bush legen durfte, kann er jetzt seinen Hintern auf denSessel von Felipe II. setzen», lästert Manuel Hidalgo. Der Kolumnistder - Aznar nahe stehenden Zeitung «El Mundo» - hält die aufwendigeHochzeitsfeier für einen schweren politischen Fehler. Damit habe derRegierungschef sein jahrelang gepflegtes Image, ein normaler Spanierzu sein wie jeder andere, ein für alle Mal zerstört.