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Spanien Spanien: Experte warnt vor Mega-Tsunami auf Kanaren

Von Hubert Kahl 13.01.2005, 06:53

Madrid/dpa. - Das Szenario könnte dem Drehbuch eines Horrorfilmsaus Hollywood entstammen. Ein Vulkanausbruch auf der Insel La Palmalässt das Kanaren-Eiland in zwei Teile auseinander brechen und eineHälfte in den Atlantik stürzen. Dadurch würde nach Ansicht desbritischen Wissenschaftlers Bill McGuire ein Mega-Tsunami ausgelöst,der die Flut in Asien noch in den Schatten stellen würde.

Die Horrorvision von McGuire ist nicht neu. Der Wissenschaftlervom Londoner Benfield Hazard Research Centre hatte seinKatastrophenszenario schon vor vier Jahren entwickelt. Doch durch dieFlut in Asien erhielten seine Prophezeiungen neue Aktualität. In derFachwelt ist die Theorie jedoch heftig umstritten. «Sie istschlichtweg Unsinn», sagt Juan Carlos Carracedo, der führendeVulkanologe auf den Kanarischen Inseln, der dpa. «Die Theorie istübertrieben und falsch.»

Nach dem Szenario von McGuire könnte bei einem Einsturz der Inseldie Flutwelle an den Kanaren eine Höhe von über 100 Metern erreichenund sich mit der Geschwindigkeit eines Düsenjets über den Atlantikausbreiten. An der Ostküste der USA hätte die Welle danach noch eineHöhe von 20 Metern und immense Zerstörungen in Städten wie New Yorkoder Miami zur Folge.

In den USA, Spanien, Portugal, Großbritannien, Frankreich, in derKaribik und Westafrika wäre das Leben von Millionen von Menschen inGefahr, warnte McGuire. Noch im vorigen Sommer forderte der Expertedie US-Regierung auf, für den Ernstfall Evakuierungspläneauszuarbeiten. Außerdem müsse auf La Palma der Vulkan Cumbre Viejavon Wissenschaftlern ständig genau beobachtet werden.

Die Fachwelt ist sich weitgehend einig, dass die Insel irgendwannmal auseinander brechen könnte. Die meisten Wissenschaftler halten esjedoch für unverantwortlich, den Anschein zu erwecken, als stündeeine solche Katastrophe in naher Zukunft bevor. «Wir haben es hiermit geologischen Prozessen zu tun, die sich in Zeiträumen vonMillionen von Jahren abspielen», betont Carracedo.

Der Cumbre Vieja zeichnet sich dadurch aus, dass seine Wände Risseaufweisen. Niemand weiß, wie viele Ausbrüche der Vulkan aushaltenwird. In den vergangenen 500 Jahren brach er sechs Mal aus, zuletzt1949 und 1971. «All diese Ausbrüche blieben ohne große Folgen», sagtCarracedo. «Wenn der Cumbre Vieja das nächste Mal ausbricht, wird mitziemlicher Sicherheit nichts passieren.»

McGuire räumte mittlerweile ein, dass sein Katastrophen-Szenarionur eine Hypothese sei. «Niemand weiß, ob es wirklich so kommenwird», sagte er der Madrider Zeitung «El Mundo». Auf die Frage, ob ersich trotz seiner Horrorvision auf La Palma ein Haus kaufen würde,antwortete der Wissenschaftler: «Ja, ich spiele sogar ernsthaft mitdem Gedanken. Mir gefallen die Kanarischen Inseln sehr.»