Sommermode Sommermode: Trotz Schwüle den Stil wahren

Stuttgart/Berlin/dpa. - : Herrensandale, kombiniert mit Tennis-Socken und käsigen Beinen. Und doch gibt es mehr sommerlicheStilsünden.
Agnes Jarosch aus Stuttgart, Chefredakteurin des «Großen Knigge»und Leiterin des Deutschen Knigge-Rats in Bonn, findet sie auch bei den Damen: «Manchmal zeichnet sich die Unterwäsche unter der Kleidung so ab, dass man sogar das Blümchenmuster erkennen kann - das finde ich eine Super-Stilsünde.»
Warum im Sommer viele mit ihrer Kleidung daneben lieben, istschnell erklärt: Vor allem im Sommer stehe für viele Menschen das Praktische, Bequeme, Gemütliche im Vordergrund, so lautet die Einschätzung von Salka Schwarz, Stil-Trainerin aus Berlin. Das sei völlig inkompatibel mit Stil und Eleganz, denn «dafür muss man sich eben ein wenig anstrengen - und beispielsweise im Berufsleben je nach Branche trotz der hohen Temperaturen angemessen kleiden.» Diesen Regeln zu folgen, sei auch eine Einstellungssache.
Es ist zwar ein Leichtes, die Regeln zu missachten. Es kann sichaber lohnen, dem Stil zu folgen. «Es geht immer um die Grundfrage: Welche Signale sende ich aus, so wie ich aussehe - und will ich das?», erläutert Imme Vogelsang vom Netzwerk Etikette Trainer International in Hamburg. Erst die Regeln zu kennen bedeute dann, sich auch frei entscheiden zu können, ob man sie brechen will.
IM BÜRO: Wer hier die Regeln missachtet, muss die Konsequenzen tragen. Angestellte sollten mit ihrer Kleidung im Job auf Nummer sicher gehen. Schulterfreie Oberteile sind für Frauen tabu, Röcke über Kniehöhe oder offene Schuhe auch. «Im Büro wollen Sie in erster Linie durch geistige Kompetenz auffallen - und nicht, weil die anderen über Beine, Dekolleté oder schöne braune Arme nachdenken. Jedes erotische Signal im Job wird immer mit Inkompetenz gleichgesetzt», warnt Vogelsang.
Und auch wenn Zeitschriften zum Beispiel Michelle Obama und ihreärmellosen Kleider feiern: In Ordnung sei schulterfrei beioffiziellen Terminen deswegen noch lange nicht, findet Salka Schwarz.«Es ist den Zeitungen die Worte wert, darüber zu reden. Über dieKleidung von jemandem, der völlig korrekt angezogen ist, würde garnicht geschrieben werden.»
Angemessene Büro-Kleidung für Männer bedeutet: lange Hosen, langeHemden ja - kurzärmelige Hemden dagegen seien völlig inakzeptabel.«Kurzarm-Träger, das ist so wie Warmduscher. Und Kurzarm mit Krawattegeht überhaupt nicht», sagt Vogelsang. Sie rät: Im Zweifel könne mansich daran orientieren, was der Chef trägt.
IN DER FREIZEIT: Socken gehören weder in offene Schuhe, nochsollte man sie sehen können. «Auch wenn die Söckchen nur einen halbenZentimeter über den Schuhrand gucken, ist die Wirkung dahin», sagtVogelsang. Ein zweiter Problemfall seien kurze Hosen. «Bei Männernverstehe ich nicht, dass ein erwachsener Mann unbedingt mit kurzenHosen auf die Straße gehen möchte», ärgert sich Salka Schwarz. Sieverweist auf die Tradition: «Früher war das ausschließlich Kleidungfür Kinder.» Ebenso streng urteilt sie über Männer in bedrucktenT-Shirts.
Für Vogelsang ist das vom Alter abhängig: Bis Mitte 30 seienT-Shirts mit Drucken kein Problem. Im Zweifel rät sie zum Polo-Hemd.Grundsätzlich, sagen die Expertinnen, sei umso mehr erlaubt, jejünger der Träger ist. Aber dürfen Männer - auch wenn sie jung sind -auf jeder Wiese ihr T-Shirt ausziehen? «Schwierig zu sagen», findetAgnes Jarosch. Denn was am See problemlos geht, sei in der Stadtschon unüblicher.
«Ich finde: Wenn ein Mann ein ruhiges Plätzchen im Stadtparkgefunden hat und das T-Shirt auszieht, dann stört sich sicher keinerdaran», sagt Jarosch. «Aber wenn er dann im Café einen Cappuccinobestellt und im Supermarkt einkaufen geht, wird es schnellunhygienisch - von ästhetischen Gesichtspunkten mal abgesehen.»