Sommerfeld im Landkreis Oberhavel in Brandenburg Sommerfeld im Landkreis Oberhavel in Brandenburg: Neun Verletzte nach Unfall mit Heißluftballon

Sommerfeld - Es war der schwerste Unfall in der jüngeren Geschichte der Ballonfahrt in Deutschland. Beim Absturz des Heißluftballons – besser gesagt: bei der offenbar missglückten Landung – wurden am Freitag bei Sommerfeld (Oberhavel) neun Insassen verletzt, drei davon schwer.
Der Unfall ereignete sich gegen 6.30 Uhr. Diese Zeit ist völlig normal für diese Art der Luftfahrt, denn die mit Heißluft betriebenen Ballons benötigen zum Aufstieg keine Thermik, die erst entsteht, wenn nach Sonnenaufgang die erdnahe Luft von der Sonne aufheizt wird. Deshalb starten Ballon meist sehr früh oder spät am Tag. Sonnenaufgang war am Freitag um 4.48 Uhr.
Mehrfach hart aufgeschlagen
„Der Ballon war ganz offensichtlich im Landeanflug“, sagte Polizeisprecher Toralf Reinhardt. „Das Begleitfahrzeug, das den Ballon und den Passagierkorb anschließend wegfahren sollte, war ganz in der Nähe.“ Offenbar hatte der Ballon beim Landen in der Nähe einer Pappelallee einige Probleme mit der Thermik. „Auch Seitenwind kann eine Rolle gespielt haben“, sagte Reinhardt. Im Korb befand sich der 44-jährige Fahrer und acht Insassen. Der Fahrer ist Mitinhaber einer Firma, die professionell Ballontouren anbietet, und hat eine Pilotenlizenz.
Wie Zeugen berichteten, stürzte der Ballon aus etwa zehn Metern Höhe ab und schlug hart auf. Wahrscheinlich wurde dabei auch der Fahrer aus dem Korb geschleudert. Der Korb blieb erst etwa 300 Meter entfernt liegen in der Nähe einer zweiten Pappelallee – er schlug unterwegs noch einige Male auf.
Zwei der acht Passagiere im Alter von 31 bis 62 Jahren wurden schwer, alle anderen leicht verletzt. Der Ballonfahrer und eine 53-Jährige mussten per Hubschrauber ins Unfallkrankenhaus Berlin-Marzahn geflogen werden. Die anderen kamen in umliegende Krankenhäuser. Außerdem war ein dritter Hubschrauber vor Ort. „Der war von der Polizei und machte Videoaufnahmen, um den Unfallhergang zu rekonstruieren“, sagte Polizeisprecher Reinhardt.
Wegen der vielen Verletzten waren 20 Feuerwehrleute und ein Dutzend Polizisten vor Ort. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung entsandte zwei Experten. Ermittelt wird wegen des Verdachts fahrlässiger Körperverletzung. Korb und Ballon wurden beschlagnahmt.
Sehr erfahrener Pilot
Die Ermittler schließen weder Fahrfehler noch einen technischen Defekt oder eine unglückliche Verkettung von Umständen aus.
Der andere Miteigentümer der Ballonfirma sagte der Berliner Zeitung: „Mein Kollege ist ein sehr erfahrener Pilot, der seit 15 Jahren im Geschäft ist und jedes Jahr etwa 70 Starts und Landungen absolviert.“ Er gehe „hundertprozentig“ von einem Wetterphänomen aus, denn „der Pilot war top, die Technik war top“. Der 44-Jährige habe zwar einen Beckenbruch, schwebe aber nicht in Lebensgefahr.
Ballonfahren gilt als vergleichsweise sicher, es gibt nur wenige tödliche Unfälle. Der letzte in Deutschland bekannte, ereignete sich 2003 beim Tag der offenen Tür im Nato-Hauptquartier in Mönchengladbach. Ein Sturm wehte einen Ballon davon. Dabei wurde die fünfjährige Tochter eines britischen Soldaten von einem Verankerungsseil mitgerissen. Das Mädchen wurde erst 50 Kilometer entfernt gefunden: tot.