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Soda Club in Prenzlauer Berg Soda Club in Prenzlauer Berg: Rocker schweigen zu Türsteher-Mord

Von Katrin Bischoff 24.09.2014, 16:59

Sebastian K. war ein Zufallsopfer. Der 39-jährige Türsteher des Soda Clubs in Prenzlauer Berg musste in der Nacht zum 1. September 2013 sterben, weil Mitglieder der Rockergruppierung Hells Angels Rache für eine vorangegangene Demütigung nehmen wollten. So jedenfalls steht es in der Anklage. Seit Mittwoch müssen sich drei Rocker – 28, 31 und 32 Jahre alt – wegen gemeinschaftlichen Mordes vor dem Landgericht verantworten. Für den Prozess wurden verstärkte Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Am 18. August 2013, zwei Wochen vor den tödlichen Schüssen auf Sebastian K., sollen Mitglieder der Hells Angels und Red Devils nicht in den Soda Club eingelassen worden sein. Dabei soll es zu einer Schlägerei gekommen sein. Aus Rache für diese – aus Rockersicht – Kränkungen sollen sich die Angeklagten dazu entschlossen haben, einen Türsteher des Clubs zu töten. Die Staatsanwältin sagte: „An der körperlichen Auseinandersetzung vom 18. August 2013 waren die Angeschuldigten selbst nicht beteiligt, und sie kannten das Opfer nicht persönlich.“ Zu den Regeln der Hells Angels gehöre es, auf Demütigungen ihrer Mitglieder „in jeweils geeignet erscheinender Form“ zu reagieren. Zudem hätten sich die Angeklagten „Ansehen verschaffen“ wollen.

Während einer der Angeklagten das Fluchtauto fuhr und ein anderer Schmiere stand, soll der 31-jährige Beschuldigte vier gezielte Schüsse auf den arglosen Sebastian K. abgegeben haben. Der Türsteher, den alle nur Locke nannten, starb kurz danach in einer Klinik. Der mutmaßliche Todesschütze wird zudem beschuldigt, Ende 2013 versucht zu haben, ein Mitglied des Rockerclubs Bandidos zu töten. Auch dabei sei es laut Anklage um eine Machtdemonstration der Hells Angels gegangen. Während der mutmaßliche Todesschütze sowie der 28-jährige Angeklagte, der Schmiere gestanden haben soll, zu den Vorwürfen schweigen, bestreitet der dritte Beschuldigte eine Tatbeteiligung.

Nach dem Tod des Türstehers hatte es sieben Monate gedauert, bis die Polizei Tatverdächtige festnehmen konnte. Ein früheres Mitglied der Hells Angels soll maßgeblich dazu beigetragen haben. Der Mann, der mittlerweile im Zeugenschutzprogramm ist, soll auch Kronzeuge im Prozess um den Mord in einem Wettbüro in Wedding sein, der am 17. Oktober beginnt.