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Sexualmord Sexualmord: Mörder nach sechs Jahren überführt

12.03.2002, 15:21
Sebastian Musial (Archiv)
Sebastian Musial (Archiv) dpa

Darmstadt/Berlin/dpa. - Diese stimmte mit den seinerzeit am Tatort in Darmstadtsichergestellten Spermaspuren überein. Der 40-Jährige war bereits amvergangenen Mittwoch in Berlin festgenommen worden.

Bereits damals hatte die Polizei den Mann im Visier. Doch erpasste nicht in das Täterprofil, das einen unauffälligen jungen Mannaus streng bürgerlichem Elternhaus auswies. Die Nachforschungenwurden eingestellt. Ein Irrtum, wie Polizeipräsident Rudolf Kilberklärt: «Unser Täterprofil war vom Bundeskriminalamt bestätigtworden. Wir hatten keinen Grund, daran zu zweifeln.» Nun haben sieeine «verkrachte Existenz» gefunden, aufgewachsen in Heimen in derDDR und bereits mit 16 Jahren erstmals wegen Diebstahls festgenommen.

Auch zur Tatzeit saß der Mann in der Justizvollzugsanstalt (JVA)Eberstadt bei Darmstadt. Den Mord beging er als Freigänger. Für dieangenommene Tatzeit hatte er aber ein Alibi: Er war um 21.30 Uhr insGefängnis zurückgekehrt, die Tat wurde von der Gerichtsmedizin jedochzwischen 22 Uhr und 4 Uhr datiert. Denkbar sei sowohl eine falscheBerechnung der Mediziner als auch eine Manipulation derMeldeunterlagen der JVA, erklären die Ermittler den Widerspruch.

Der genaue Tathergang und das Motiv sind nach wie vor unklar. Feststeht, dass Sebastian Musial gegen 18 Uhr mit dem Rad von seinemElternhaus zum Sportplatz gefahren war. Auf dem Weg muss er den Tätergetroffen haben. Dieser nahm ihn mit in ein Zelt, verging sich an ihmund brachte ihn um. Die Leiche fanden Fußgänger am 1. Juli an einerBahnböschung. Der Täter zog nach seiner Entlassung aus der JVA am 18.August nach Berlin. Dort wurde er nach einem Diebstahl erneutgeschnappt und verurteilt.

«Die Wahrscheinlichkeit, den Täter zu fangen, stand 1 zu 100Milliarden», sagte Polizeipräsident Kilb. Dass die Tat aufgeklärtwerden konnte, liegt für ihn an dem 1998 in Kraft getretenen DNA-Identitätsfeststellungsgesetz. Es erlaubt, die Feststellung des DNA-Profils von Verdächtigen durch die Untersuchung des Speichels sowieden Abgleich dieser Daten bei Straftaten.

Auch Ger Neuber von der Staatsanwaltschaft Darmstadt und HessenJustizminister Christian Wagner (CDU) sehen das neue Gesetz alsSchlüssel zum Erfolg. Wagner sprach sich für den Ausbau der DNA-Analyse-Datei aus. Bislang seien nur über 130 000 DNA-Datensätzegespeichert, aber über 2,9 Millionen herkömmliche Fingerabdrücke.