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Serbien Serbien: «Europas Drogenkönig» hinter Gittern

28.04.2009, 15:36
Serbische Spezialpolizisten (FOTO: DPA)
Serbische Spezialpolizisten (FOTO: DPA) EPA

Belgrad/dpa. - Auch soll er über engsteVerbindungen zu Geheimdiensten und zur Politik verfügen. Dennochlebte er seit Jahren in Serbien auf freiem Fuß. Nun wurde er amMontag in der Hauptstadt Belgrad unter Mordverdacht festgenommen.

Der kleingewachsene, durchtrainierte 47-Jährige liebte die großenAuftritte in der Öffentlichkeit. Stets erschien er im hellen Anzug,weit aufgeknöpftem Hemd, meist mit Sonnenbrille und in BegleitungMuskel bepackter Bodyguards. Sein Wagenpark aus teuersten Jeeps undLimousinen stand dem eines Staatschefs um nichts nach. In seinerHeimat Serbien gab er sich als seriöser Geschäftsmann, war ganzzeitgemäß in die Produktion von Bio-Nahrung eingestiegen.

Er verdiene monatlich 600 Euro, hatte er vor kurzem vor einemBelgrader Gericht ausgesagt. Dort ist er für einen Auftragsmord imJahr 1995 angeklagt, für den er den Killern 200 000 Mark gezahlthaben soll. Wie er mit seinem bescheidenen Einkommen 300 000 EuroKaution hinterlegen konnte, um frei zu bleiben, erklärte er nicht.Wie er die Miete von mehreren tausend Euro im Monat für die Villa desfrüheren serbischen Autokraten Slobodan Milosevic aufbringt, bliebebenfalls offen.

Jocic stammt aus der serbischen Provinzstadt Palanka, schafftegerade mal die Grundschule und «spezialisierte» sich von Jugend anauf seine kriminelle Karriere. Seine Gangsterlaufbahn begann 1990 mitder Verwicklung in einen Mord in einem Amsterdamer Sexclub. SeinenGanovennamen «Joca Amsterdam» erhielt er nach dem Aufstieg zumunangefochtenen Führer der «Jugo-Mafia» in den Niederlanden, derenSpezialitäten Waffen und Drogen aus Kolumbien waren. Bei seinerFestnahme 1991 lieferte sich der Schwerkriminelle einen filmreifenSchusswechsel mit der Polizei, konnte später aber nach Bulgarienfliehen.

Dort war er schon bald einer der unangefochtenen Führer deskriminellen Milieus. Er habe unter dem Schutz des Geheimdienstes unddes heutigen Bürgermeisters von Sofia, Bojko Borissow, gestanden,hatte Jocic vor kurzem vor Gericht ausgesagt. Borissow bestreitet daszwar, aber das bulgarische Parlament untersucht den Fall mit einemSonderausschuss. Im Herbst 2000 soll Jocic die Morde an denniederländischen Unterweltbossen Sam Klepper und Jan Femerorganisiert haben.

Auf sein Konto geht nach Darstellung des Gerichts auch dieErmordung des bulgarischen Unterweltbosses Milco Bonev und dessenfünf Leibwächter im Juli 2004 in Sofia. Lange soll Jocic unter demSchutz des serbischen Geheimdienstes gestanden haben. Doch jetztwurde ihm der Mord an zwei kroatischen Journalisten im Oktober 2008zum Verhängnis, die selbst eng mit der Mafia verbandelt gewesen seinsollen. Noch am vergangenen Freitag fand die Polizei im BelgraderVorort Dobanovci in einem Jeep zwei verkohlte Leichen. Dahinterkönnte nach Polizeiangaben wieder einmal Sreten Jocic stehen.