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Historische Parkanlage Seltene Arten, alte Bäume: Park Wechselburg im Klimawandel

Im Schlosspark Wechselburg trifft Natur- auf Denkmalschutz. Das birgt Herausforderungen. Nun soll der Park mit einem Pflegekonzept fit für den Klimawandel gemacht werden.

Von Hendrik Schmidt (Fotos) und Jörg Schurig (Text), dpa Aktualisiert: 16.10.2025, 08:29
Der Schlosspark Wechselburg soll über ein Förderprogramm mit Hilfe des Bundes für den Klimawandel fit gemacht werden.
Der Schlosspark Wechselburg soll über ein Förderprogramm mit Hilfe des Bundes für den Klimawandel fit gemacht werden. Hendrik Schmidt/dpa

Wechselburg - Wer den Schlosspark Wechselburg betritt, kann sich dem Zauber der Natur kaum entziehen. Dafür sorgen auch seltene Baumarten wie Tulpenbaum, Trompetenbaum oder Kuchenbaum. „Im Park gibt es Bäume aus aller Welt, schon immer wurde hier mit Pflanzungen experimentiert“, sagt Tomas Brückmann, Sprecher der Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNu). Sie ist größte Eigentümerin des 18 Hektar großen Parks im Landkreis Mittelsachsen und sorgt dafür, dass der Naturschutz gewahrt bleibt. Als Fauna-Flora-Habitat und Vogelschutzgebiet genießt er einen besonderen Status.

Programm zur Anpassung im Klimawandel wird vom Bund gefördert 

Der Schlosspark soll über das Förderprogramm „Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel“ bis 2027 fit werden. Dafür stellt das Bundesbauministerium der Gemeinde Wechselburg 1,4 Millionen Euro bereit. In deren Auftrag kümmert sich ein Referent vor Ort um die Koordination. „Derzeit wird ein Parkpflegewerk und ein Regen- und Klimakonzept erstellt“, erklärt Referent Max Krombholz. Es gelte Denkmalschutz und Naturschutz in Einklang zu bringen. „Das ist gar nicht so einfach, weil die Denkmalbehörde häufig andere Auffassungen als die Naturschutzbehörde hat“, ergänzt Brückmann. 

Der Park in Wechselburg umgibt das Schloss und eine spätromanische Basilika. Er wurde um 1830 vom Adelsgeschlecht der Schönburgs im Stil eines englischen Landschaftsparks im Tal der Zwickauer Mulde geschaffen. Seine verschlungenen Wege führen durch einen alten, wertvollen Baumbestand sowie artenreiche Wiesen. Jedes Jahr kommen Tausende Gäste nach Wechselburg, um die Schönheit des Parks zu erleben. Viele Menschen pilgern hier zur „Lourdes-Grotte“ mit einer Figur der Mutter Maria. 

Lebensraum für etwa 20 Vogelarten und seltene Tierarten

Die ältesten Bäume haben schon 200 Jahre „auf der Rinde“. In dem Park sind ausgedehnte Bereiche mit Eichen und Buchen, Auwald und Wiesen zu finden. Eine weitere Besonderheit ist ein Vorkommen an Straußenfarn. Das Areal bietet Lebensraum für etwa 20 Vogelarten wie Baumfalke, Schwarzspecht, Eisvogel, Rotmilan und Neuntöter. Aber auch Fischotter und Fledermausarten wie das Große Mausohr und die Mopsfledermaus haben hier ihr Quartier. 

Mit dem Abriss eines alten Gebäudes gewann der Park eine weitere Fläche zurück, die nun als Schmetterlingswiese etwa für die geschützte „Spanische Flagge“ genutzt wird. „Insekten sind selten geworden“, sagt Brückmann. Durch häufige Mahd würden die Lebensräume der Falter unwiederbringlich zerstört. Die LaNu hat deshalb schon vor Jahren zu einer Mitmachaktion aufgerufen. Unter dem Slogan „Puppenstuben gesucht - Blühende Wiesen für Sachsens Schmetterlinge“ bekamen Besitzer von Wiesenflächen Tipps, wie sie mit einer schonenden Mahd Lebensräume der Falter erhalten können.

Biber haben den Bäumen im Park von Wechselburg zugesetzt

Eine andere geschützte Art stellt für die „Parkwächter“ von Wechselburg eine besondere Herausforderung dar. Denn Biber haben die alten Buchen des Schlossparks zum Knabbern gern. Die Bäume mussten geschützt werden, denn die Landesstiftung Natur und Umwelt ist hier auch für die Verkehrssicherheit in der Pflicht. Von umstürzenden Bäumen darf keine Gefahr für Gäste des Parks ausgehen. Der Park macht zugleich die Vielfalt der Klimaprobleme deutlich. Einerseits ist er durch Hochwasser der Mulde bedroht, andererseits leiden Bäume bei Dürre unter Trockenstress. 

Neben der Beachtung gesetzlicher Vorgaben geht es für die Stiftung aber in erster Linie darum, der Natur den nötigen Raum für ihre Entwicklung zu geben. „Das mag für den einen oder anderen unordentlich erscheinen“, sagt Brückmann und verweist auf kritische Stimmen aus der Bevölkerung: „Nicht immer sind die Bürger mit dem, was wir im Park machen, aus ästhetischen Gründen einverstanden. Es gibt Diskussionen, wenn wir die Wiesen länger stehen lassen und nur zweimal mähen. Und es gibt Kritik, wenn wir das Totholz in den Waldbereichen liegenlassen.“ 

Beim Sturm umgestürzte Weymouthskiefer bekommt Nachfolgerin 

Vom kommenden Freitag bis Sonntag lädt die Landesstiftung gemeinsam mit dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz zum dritten sächsischen Parkseminar ein. Dabei sollen Pflegearbeiten an Gehölzen vorgenommen werden. Zur Eröffnung wird eine neue Weymouthskiefer auf der großen Schlosswiese gepflanzt. Sie ist ein Ersatz für die mehr als 200 Jahre alte Weymouthskiefer, die bei einem Sturm vor einem Jahr umfiel. „Der Schlosspark Wechselburg stellt ein kulturhistorisches Juwel dar und ist zugleich wertvoller Lebensraum für viele streng geschützte Tier und Pflanzenarten. Diesen müssen wir gemeinsam erhalten“, sagt Stiftungsdirektor Robert Clemen.