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Nach Einsatz in Völklingen Sechs Schüsse trafen getöteten Polizisten im Saarland

Der mutmaßliche 18-jährige Täter schoss in Völklingen noch auf sein Opfer, als der Mann bereits am Boden lag. Klar ist nun auch, dass der Beschuldigte selbst in kritischem Zustand ist.

Von dpa Aktualisiert: 26.08.2025, 00:12
Vier Tage nach der Tat von Völklingen wird eine ganze Reihe an Details bekannt. (Archivfoto)
Vier Tage nach der Tat von Völklingen wird eine ganze Reihe an Details bekannt. (Archivfoto) Patrick von Frankenberg/dpa

Saarbrücken - Der im saarländischen Völklingen getötete Polizist ist von sechs Schüssen getroffen worden und starb in Folge von Blutverlust. Das teilte die Staatsanwaltschaft gemeinsam mit weiteren Details zu der Tat vom vergangenen Donnerstag mit. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Obduktion seien bei dem 34-jährigen Polizisten Schussverletzungen unter anderem an Kopf und Rumpf festgestellt worden. 

Der 18 Jahre alte Beschuldigte, der zuvor eine Tankstelle überfallen hatte, habe auch noch auf den Polizisten geschossen, als dieser bereits am Boden gelegen habe. Klar ist nun auch, dass der mutmaßliche Täter selbst in kritischem Zustand ist und in einem Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt wird. 

Dem vorläufigen Ergebnis der Obduktion zufolge starb der Polizist Simon B. in Folge von Blutverlust, wie die Staatsanwaltschaft Saarbrücken mitteilte. Bei ihm seien Schussverletzungen unter anderem an Kopf und Rumpf festgestellt worden.

Raubüberfall auf Tankstelle mit Besteckmesser 

Der 18-Jährige hatte am Donnerstag eine Tankstelle in Völklingen überfallen. Bewaffnet war er dabei laut Staatsanwaltschaft mit einem Besteckmesser mit abgerundeter Klinge. Er flüchtete zu Fuß und wurde von drei Polizisten, darunter ein Kommissaranwärter in Ausbildung, verfolgt.

Als die Beamten den Mann festhalten wollten, wurde laut Staatsanwaltschaft zunächst ein sogenannter Taser eingesetzt. Dazu liefen aktuell noch technische Untersuchungen. Wie der 18-Jährige dann genau an die Waffe eines Polizisten kommen konnte, sei noch Gegenstand der Ermittlungen. Unklar ist auch noch, um die Waffe welches Polizisten es sich handelte. 

Gesichert ist mittlerweile, dass der 18-Jährige mit der Polizeiwaffe mehrfach schoss - auf den 34-Jährigen und den Kommissaranwärter, die beide Schutzwesten trugen. Der Polizist in Ausbildung sei lediglich im Bereich der Schutzweste getroffen worden, auf den 34-jährigen Kollegen seien weitere Schüsse abgefeuert worden.

Staatsanwaltschaft spricht von wechselseitigem Beschuss

Anschließend kamen laut Staatsanwaltschaft drei weitere Polizisten dazu. Es habe sich ein Schusswechsel entwickelt, im Zuge dessen der Beschuldigte in Richtung des Finanzamts in Völklingen geflüchtet sei. Die Beamten hätten ihn „unter fortlaufendem wechselseitigen Beschuss“ verfolgt. Dabei wurde der 18-Jährige laut Staatsanwaltschaft von zwei Schüssen getroffen. Weitere hinzugekommene Polizisten hätten ihn festgenommen.

Bislang habe sich der Beschuldigten nicht eingelassen, hieß es von der Staatsanwaltschaft weiter. Die Untersuchungen, ob der 18-Jährige unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stand, seien noch nicht abgeschlossen. „Valide Erkenntnisse zu etwaigen psychischen Erkrankungen liegen noch nicht vor“, hieß es. Die Ermittlungen auch hierzu dauerten aber noch an.

Vorsorglich werde ein psychiatrisches Sachverständigen-Gutachten unter anderem zur Frage der Schuldfähigkeit eingeholt. Auch zur Frage, ob Voraussetzungen für die Anwendung von Jugendstrafrecht vorliegen, werde ermittelt.

Hinweise von Zeugen gesucht

Die Ermittlungen in dem Fall führt inzwischen eine Mordkommission unter Leitung der Staatsanwaltschaft Saarbrücken. Sie bat „dringend“ um Hinweise - insbesondere von Zeugen, die am Donnerstag zwischen 17.45 Uhr und 19.00 Uhr in der Umgebung des Tatorts waren. „Auch private Foto- oder Videoaufnahmen (zum Beispiel aus Dashcams oder Handys) können für die Ermittlungen von Bedeutung sein“, hieß es weiter. 

Es liege mittlerweile Videomaterial von mehreren Privatpersonen vor, erklärte die Staatsanwaltschaft am Abend. Das werde ausgewertet. Vernehmungen von Zeugen, auch von einigen eingesetzten Polizisten, stünden noch aus. Die Ermittler beschäftigen sich den Angaben zufolge außerdem mit mutmaßlich beleidigenden, verunglimpfenden oder Straftaten billigenden Kommentaren im Internet.

Kondolenzbuch in Staatskanzlei 

Die Saar-Landesregierung rief zu einer landesweiten Schweigeminute an diesem Mittwoch um 9.00 Uhr auf. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) betonte: „Unser Land trauert und viele wollen ein Zeichen der Anteilnahme mit der Familie setzen.“ Die Gedanken seien bei Familie, Freunden und Kollegen des Opfers. 

Landesinnenminister Reinhold Jost (SPD) ergänzte: „Die entsetzliche Tat, bei der ein Polizeibeamter gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde, hat bei uns allen für Entsetzen und Fassungslosigkeit gesorgt. Bundesweit haben alle Polizeien des Bundes und der Länder ihre Solidarität bekundet.“

Sowohl Rehlinger als auch Jost trugen sich in ein Kondolenzbuch ein, das seit Montagvormittag im Foyer der Staatskanzlei in Saarbrücken, nur knapp zwölf Kilometer vom Tatort entfernt, ausliegt.

Angelaufen ist eine Spendenkampagne der Polizeigewerkschaften im Saarland für die Familie des getöteten Beamten. Nach Angaben der Online-Spendensammlung-Plattform GoFundMe von Montag kamen bereits mehr als 246.000 Euro zusammen. Mit einem weiteren Spendenaufruf wurden GoFundMe zufolge über 212.000 Euro für die Hinterbliebenen gesammelt. Der getötete 34-jährige Polizist hinterlässt eine Frau und zwei Kinder.