Schwerverbrecher Wolf gab Kontaktanzeige auf
Hamburg/dpa. - Erst schaltete er eine Heiratsannonce, dann klickten für Schwerverbrecher Thomas Wolf die Handschellen: Einer von Deutschlands meistgesuchten Kriminellen ging nach einem Medienbericht der Polizei ins Netz, weil er angeblich eine Frau kennenlernen wollte.
Neun Jahre war Wolf auf der Flucht, dennoch fühlte er sich wohl so sicher, dass er eine Kontaktanzeige aufgab. Die Hamburgerin, die sich danach mit ihm zweimal getroffen habe, hat die Fahnder auf die Spur des Gesuchten gebracht, wie die «Bild am Sonntag» berichtete. Nachdem die Frau angesichts seines mysteriösen Verhaltens verunsichert gewesen sei, habe sie sich bei der Polizei gemeldet. Mit der Handynummer konnten die Fahnder Wolfs Aufenthaltsort anpeilen. Die Beamten in der Hansestadt bestätigten den Bericht zunächst nicht.
Die Zeitung veröffentlichte die Anzeige, mit der Wolf am 16. Mai im «Hamburger Abendblatt» in der Rubrik «Heiraten männlich» gesucht haben soll. Danach beschrieb sich der 56-Jährige als 53-jährigen Mann, «kultiviert aber selten langweilig», der «bereit für einen Neuanfang zu zweit» sei. Er wolle keine Zeit verlieren und sei «wirtschaftlich unabhängig und daher kein Versorgungsfall».
Bei ihrem ersten Date habe Wolf sich der Frau unter seinem echten Vornamen vorgestellt, beim zweiten sie bereits um Hilfe gebeten: «Er habe Dreck am Stecken, sagte er ihr, könne nicht öffentlich in Erscheinung treten. Jedoch verfüge er über ein beträchtliches Barvermögen», schrieb die Zeitung. Seine Bitte: Für 100 000 Euro sollte sie ihm unter ihrem Namen eine Wohnung mieten, ein Konto eröffnen und ein Auto zulassen. Als er am 22. Mai plötzlich bei ihr übernachten wollte, lehnte sie ab.
Die neue Bekanntschaft meldete sich daraufhin nicht mehr bei der Frau, diese vertraute sich Freunden an, die sie auf das Fahndungsfoto im Internet hinwiesen. Zivilfahnder hatten den Gesuchten am Donnerstag auf der Reeperbahn in einem Blitzzugriff überwältigt. Polizeiangaben zufolge lebte er seit Tagen in einem Hotel im Stadtteil St. Georg. Die Ermittler erklärten, dass der Festnahme detaillierte Hinweise eines Zeugen vom 24. Mai vorausgegangen waren, der Wolf getroffen und erkannt hatte. Zudem berichtete die «Hamburger Morgenpost», dass in Wolfs Hotelzimmer 140 000 Euro in bar gefunden wurden. Ein Polizeisprecher bestätigte, dass Geld entdeckt wurde. «Über die Höhe des Betrags können aus ermittlungstaktischen Gründen aber keine Angaben gemacht werden.»
Wolf hatte Ende März bei der Entführung der Ehefrau eines Wiesbadener Bankangestellten 1,8 Millionen Euro erpresst. In einer ersten Vernehmung gestand er die Entführung, äußerte sich aber nicht zum Verbleib der Beute.
Zuvor lebte er jahrelang unerkannt auf der Flucht. Im Jahr 2000 war er bei einem Freigang aus einem Gefängnis in Moers in Nordrhein- Westfalen geflüchtet. Dort verbüßte er eine Freiheitsstrafe von 21 Jahren. Danach soll er Banken in Hamburg, den Niederlanden und Brüssel überfallen haben. Erst mit der Entführung Ende März fand sich seine Spur wieder. In den vergangenen Monaten war Wolf kreuz und quer durch ganz Deutschland geflüchtet.