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Schwerer Verkehrsunfall Schwerer Verkehrsunfall: Unbeteiligte stirbt bei Verfolgungsjagd

08.11.2001, 12:29

Weißenfels/MZ. - Der 19-jährige Weißenfelser, der am Mittwochnachmittag auf der Kreuzung Merseburger Straße/Heuweg in der Kreisstadt durch das Überfahren des roten Ampelsignals und überhöhte Geschwindigkeit eine 49-jährige Frau in den Tod riss, ist der Polizei kein unbeschriebenes Blatt. Wegen verschiedener Verkehrsdelikte lag bereits ein Haftbefehl gegen ihn vor. Nun hat er außerdem den Tod einer Kriechauerin zu verantworten, deren Fahrzeug er auf der Kreuzung erfasste, als er der Polizei entkommen wollte. Mit seinem Auto war er wegen eines ungültigen Amtssiegels aufgefallen und hatte sich der Aufforderung zum Halten entzogen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Totschlag.

Mit Schrecken parkte Gerd Piller auf dem Heimweg von der Arbeit sein Auto, als er das zerstörte Fahrzeug mit der Aufschrift Alten- und Krankenpflege Uta Piller sah. Und gleich darauf erfuhr er von der Polizei, dass seine Frau in dem Auto gesessen hatte und tödlich verunglückt ist. Er hatte die schwere Aufgabe, Tochter Heide (26) und Sohn Christian (22) das Unfassbare mitzuteilen. "Mutti hat so gern gelacht, sie war immer für uns da", erinnert sich die junge Frau an ein harmonisches Familienleben. "Nun werden wir für Papa da sein", sagt sie unter Tränen ihre ganze Kraft zusammennehmend.

30 Jahre waren ihre Eltern verbunden und schwer trägt der Vater an dem Verlust. Stolz erzählt er, wie sich seine Frau Ute seit 1994 die eigene Firma aufgebaut hat. Einst Kinderkrankenschwester, mehr als 20 Jahre im Weißenfelser Krankenhaus beschäftigt, später Gemeindeschwester in Schkortleben, jetzt in der Alten- und Krankenpflege für andere da - Gerd Piller versucht durch Erinnerungen und mit Familie, Freunden und Bekannten das Geschehene zu verarbeiten. "Warum nun das? Der dumme Junge weiß gar nicht, was er alles zerstört hat. Warum riskiert man den Tod anderer?", denkt er laut nach.

"Wir werden uns von ihr verabschieden. Die Firma müssen wir weiterführen", konzentriert er sich auf die nächsten Aufgaben, für die er auch fest auf den Geschäftspartner seiner Frau rechnet. Die sechs Mitarbeiter sind nach wie vor für die Patienten da, von denen viele schon über Jahre von dem Pflegedienst betreut werden. Nicht Zorn, sondern Fragen wühlen Gerd Piller auf, der vielen bekannt ist aus seiner 17-jährigen Arbeit im Kreistag und als Mitglied des Kreisvorstandes der FDP. Weil das Geschehene nicht umkehrbar ist, zwingt er seinen Blick nach vorn. Denn Zuversicht wird gebraucht, wenn in wenigen Wochen das erste Enkelkind geboren wird.

Den Unfallverursacher nahm die Polizei in Haft, nachdem zwei weitere Zusammenstöße sein Fahrzeug in der Merseburger Straße zum Halten brachten. Er selbst und vier Autoinsassen der anderen Pkw wurden leicht verletzt.