Schweiz Schweiz: Erster großer Absturz an der Eigerwand

Grindelwald/dpa. - Um 19.20 Uhr hatte sich an derOstwand knapp ein Fünftel der absturzgefährdeten rund zwei MillionenKubikmeter Fels gelöst. Die Steinmassen donnerten auf den darunterliegenden Grindelwaldgletscher. Mit weiteren Abstürzen wirdgerechnet. «Es ist nach wie vor viel Leben im Fels», sagte derzuständige Sicherheitsbeauftragte der Gemeinde, Kurt Amacher. FürBürgermeister Andreas Studer besteht nach wie vor keine Gefahr fürseine Gemeinde und die Bevölkerung.
Nach Angaben des Geologen Hans Rudolf Keusen stürzte die rechtePartie der seit Tagen aufreißenden 250 Meter langen Felsnase ab. ZuTal gegangen sind nach Schätzungen von Experten etwa 400 000 undnicht, wie zunächst angenommen, rund 700 000 Kubikmeter Felsmasse.Das Absturzgebiet liegt weit außerhalb der Siedlungsräume. WederMenschen noch Gebäude sind deshalb in Gefahr.
Fachleute sehen im Abschmelzen der Gletscher einen Grund für denAbbruch. Das eindringende Wasser trage dazu bei, dass der Bergbrüchig wird. Es wird damit gerechnet, dass sich noch einmal diedoppelte Menge Gestein von dem Gipfel löst.
Das «wunderschöne Naturschauspiel», wie Studer sagte, beobachtetenSchaulustige aus sicherer Entfernung von einer gegenüber liegendenBerggaststätte. Bereits am Nachmittag waren 600 Kubikmeter Fels insTal gestürzt. Doch der Fall der 30 Meter hohen so genannten Felsnadel«Madonna» war nur der Anfang. Für Bürgermeister Studer ist das,gemessen an der Mächtigkeit des fast 4000 Meter hohen Berges,trotzdem nur «ein Eigerfürzchen», wie er der «Basler Zeitung»(Freitagausgabe) sagte.
Er hoffe auf einen baldigen vollständigen Absturz, sagte Studer.«Das Naturschauspiel ist zwar auch für uns Bergler beeindruckend,doch langsam haben wir vom lästigen Felsstaub und vom Rummel genug,vor allem unsere Sicherheitsleute, die schon seit Tagen eingespanntsind, Wege kontrollieren, Warntafeln aufstellen und Leuteinformieren.» Nach wie vor würden regelmäßig alle Wanderwegeabgegangen und das Gebiet mit dem Hubschrauber beobachtet.
Obwohl die Region vorerst sicher sei und man auch einiges dafürinvestiere, werde die Gefahr von Felsstürzen mit dem Rückzug derGletscher noch wachsen, sagte der Bürgermeister. «Die Zukunft machtmir deshalb manchmal auch Sorgen. Wir werden weiterhin in dieSicherheit investieren müssen - im Wissen, dass es in den Bergenkeine hundertprozentige Sicherheit gibt.»