1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Schweinegrippe: Schweinegrippe: Unterschätzung oder Panikmache?

Schweinegrippe Schweinegrippe: Unterschätzung oder Panikmache?

12.06.2009, 07:56

Mainz/New York/Genf/dpa. - Dennoch dürfe die Krankheit wegen ihreshierzulande meist moderaten Verlaufs nicht unterschätzt werden, sagteder Präsident des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker,am Donnerstagabend im ZDF-«heute journal». Bei erhöhten Fallzahlenwerde es auch in Deutschland schwere Verläufe der Grippe geben. Inden USA, wo mehrere mit dem neuen H1N1-Grippevirus infizierteMenschen gestorben sind, habe man gesehen, «dass es so sein kann».

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnte, «auf der Hut» zu sein. «Wirwissen nicht, welches Bild sich in den kommenden Monaten entwickelt»,sagte Ban am Donnerstag in New York. Bislang sei das Virus vor allemin entwickelten Ländern aufgetreten. «Das dürfte sich bald ändern - und wird Konsequenzen haben», so Ban weiter. In den armen Ländernseien die Gesundheitssysteme schlechter entwickelt und die Menschenwürden sich später in medizinische Behandlung begeben. Zudem seiendort auch andere Infektionskrankheiten stärker verbreitet. «Außerdemmüssen wir auch daran denken, dass die Grippesaison in der südlichenHemisphäre jetzt erst beginnt», sagte der UN-Generalsekretär.Zugleich warnte auch er vor Überreaktionen.

Laut WHO ist die Schweinegrippe die erste Grippe-Pandemie seitüber 40 Jahren - 1968 sollen an der Hongkong-Grippe weltweit mehr alseine Million Menschen gestorben sein. Das Schweinegrippe-Virus breitesich mittlerweile auf mindestens zwei Kontinenten beständig aus,sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan in Genf. Außer inNordamerika gibt es auch in Australien fortwährend Ansteckungen vonMensch zu Mensch. Weltweit hat die WHO bislang fast 30 000Infektionen in 74 Ländern registriert. 144 Patienten sind gestorben.

Für Deutschland werde sich jedoch vorerst «nichts ändern», betonteBundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) in Berlin. Deutschlandsei «gut vorbereitet». «Ich bin nicht in Panik, aber schon in Sorgeund rechne auch damit, das wir in den nächsten Wochen auch mehr Fällehaben werden», sagte Schmidt.

Für das Robert-Koch-Institut kam die WHO-Entscheidung nichtüberraschend. RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher betonte, hierzulandegebe es bereits die von der WHO in Alarmphase 6 gefordertenStrukturen und Expertengespräche. Auch Bund und Länder stimmten sichbereits regelmäßig ab. «Im Moment haben wir eine Situation, in derwir eine überschaubare Zahl von Erkrankungen haben», sagte die RKI-Sprecherin. Wahrscheinlich werde sich daher in Deutschland auch trotzdes Ausbruchs der Schweinegrippe in einer japanischen Schule inDüsseldorf vorerst nichts Wesentliches ändern.

An der Schule haben sich mindestens 46 Kinder mit dem neuen H1N1-Grippevirus angesteckt. Der genaue Infektionsweg war zunächst unklar.Die erkrankten japanischen Schüler sowie ihre Familien seien zu Hauseunter Quarantäne gestellt worden, sagte der Leiter des DüsseldorferGesundheitsamts, Heiko Schneitler. Zu Massentests kamen Eltern undGeschwister in die Schule, in der bis mindestens Ende nächster Wochekein Unterricht stattfindet.

Die Krankheitsverläufe bei den betroffenen Kindern beschriebSchneitler als relativ mild. Mehr als 500 Kinder besuchen diejapanische Schule, knapp 50 Lehrer unterrichten dort. In Düsseldorfleben mehr Japaner als in jeder anderen deutschen Stadt. Auch ineinem Kölner Gymnasium wurde bei 8 Schülerinnen aus drei Klassen dieSchweinegrippe festgestellt. Das betroffene Irmgardis-Gymnasiumbleibt nach Angaben der Stadt zunächst geschlossen. Die Zahl derSchweinegrippefälle in Deutschland schnellte damit auf weit mehr als100.