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Schweinegrippe Schweinegrippe: Infizierte Kanadier eine Tierherde?

25.04.2009, 11:39
Eine medizisch-technische Assistentin (MTA) Inge Lettermann-Nass betrachtet am Institut für Virologie in Marburg Blutserum-Proben. Derzeit arbeiten die Virologen in Marburg mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen dem neuen Schweinegrippe-Virus A/H1N1. (FOTO: DDP)
Eine medizisch-technische Assistentin (MTA) Inge Lettermann-Nass betrachtet am Institut für Virologie in Marburg Blutserum-Proben. Derzeit arbeiten die Virologen in Marburg mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen dem neuen Schweinegrippe-Virus A/H1N1. (FOTO: DDP) ddp

Ottawa/Frankfurt (Oder)/dpa. - In Kanada hat ein Mannhöchstwahrscheinlich eine Schweineherde mit der Schweinegrippe H1N1 infiziert. Das berichtete die kanadische Lebensmittelbehörde, die zugleich Entwarnung gab: Beim Verzehr von ordnungsgemäß zubereitetem Fleisch bestehe keinerlei Gefahr. In Deutschland brachten zwei weitere Fälle der Grippe die Zahl der Opfer am Wochenende auf acht. Wie der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Jörg Hacker, am Sonntag in Berlin sagte, hat sich ein aus Frankfurt (Oder) inBrandenburg stammendes Ehepaar mit dem Virus infiziert. InDeutschland gab es am Sonntag 20 Verdachtsfälle.

Animierte Grafik: Ausbreitung der Schweinegrippe
Das deutsche Ehepaar sei im selben Flugzeug wie die aus Hamburgstammende Grippe-Patientin gewesen, erklärte Hacker. Das Ehepaarliege mit nur leichten Krankheitssymptomen isoliert in zwei Zimmernin einem Frankfurter Klinikum. Die beiden werden voraussichtlich zehnTage dort bleiben müssen. Weitere Passagiere des Fluges von Mexiko-Stadt nach Düsseldorf seien informiert. Hacker ergänzte, es gebekeinen Grund zur Entwarnung, man solle aber die Lage nichtdramatisieren.

Die Lebensmittelbehörde Canadian Food Inspection Agency (CFIA)erklärte ausdrücklich: «Influenzaviren beeinträchtigen die Sicherheitvon Schweinefleisch nicht.» Dies hatten auch dieWeltgesundheitsorganisation (WHO) und der Welternährungsorganisation(FAO) betont. «Bislang gibt es keinen Hinweis darauf, dass das Virusdurch Nahrung weitergegeben wird.»

Eine besondere Gefahr für Verbraucher sehen auch deutsche Expertennicht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät,grundsätzlich bei der Zubereitung von Fleisch immer auf bestimmteHygienemaßnahmen zu achten. «Wer Fleisch bei der Zubereitungmindestens zwei Minuten lang auf mindestens 70 Grad Celsius erhitzt,schützt sich vor Erkrankungen, die durch Mikroorganismen übertragenwerden.» Auch von rohem Fleisch - etwa Mett - gehe kein erhöhtesGrippe-Risiko aus. Die Krankheit werde durch das Einatmen der Virenübertragen, vor allem über Tröpfchen, aber auch über Staub, der denErreger enthalte.

Derweil hat sich in Spanien die Zahl der bestätigten Fälle auf 40verdoppelt, wie das Gesundheitsministerium in Madrid am Sonntagmitteilte. Keiner der infizierten Patienten sei ernsthaft krank. Nursechs von ihnen würden noch in Krankenhäusern behandelt. Die übrigen34 seien bereits aus den Kliniken entlassen worden.

Bis Sonntagnachmittag berichtete das EU-Zentrum fürSeuchenbekämpfung (ECDC) in Stockholm von weltweit 780 bestätigtenInfektionen in insgesamt 18 Ländern. Nicht bestätigte Verdachtsfällegibt es demnach noch in den drei Ländern Portugal, Schweden und ElSalvador. Die US-Seuchenbehörde CDC verzeichnet insgesamt 20Todesopfer, 19 in Mexiko, eines in den USA.

Mexiko-Stadt, eine der größten Metropolen der Welt, ist in diesenTagen eine Oase der Ruhe. Durch die ruhigen Straßen des historischenZentrums und der Fußgängerzonen, der Zona Rosa, wo sich sonstTausende von Menschen drängen, sind die Einwohner der Stadtweitgehend unter sich. Jene Ausländer, die sich noch im Stadtzentrumaufhielten, warten nur noch auf den Abflug. Die Reisewarnungen vonRegierungen weltweit haben die Besucherzahlen einbrechen lassen.Einige Unternehmen aus Frankreich und England fliegen keine Gästemehr an die mexikanische Karibikküste, an der Mexiko rund 40 Prozentseines internationalen Tourismusgeschäftes abwickelt.

Wie entsteht Impfstoff gegen die Grippe? (GRAFIK: DPA)
Wie entsteht Impfstoff gegen die Grippe? (GRAFIK: DPA)
dpa Grafik