Schweinegrippe Schweinegrippe: Erste Todesfälle in Göttingen

Hannover/dapd. - Die beginnende Grippewelle hat in Niedersachsenzwei Tote gefordert. In Göttingen starben ein dreijähriges Mädchenund ein 51 Jahre alter Mann mit Vorerkrankungen an einerInfluenza-Erkrankung, wie das Sozialministerium am Montag inHannover mitteilte. Bei beiden sei der Schweinegrippe-Erreger A/H1N1nachgewiesen worden, teilte das Sozialministerium am Montag inHannover mit. Es gebe trotz alledem aber «keinen Grund zur Panik»,sagte Ministeriumssprecher Thomas Spieker.
Seit Ende Dezember 2010 würden zunehmend Influenzaviren inNiedersachsen nachgewiesen. Wenn über 20 Prozent von 130Rachenabstrichen von Patienten eine Infektion belegen, wird voneiner Grippewelle gesprochen, wie der Präsident desLandesgesundheitsamts, Matthias Pulz, erklärte. In der Mehrzahl derUntersuchungen werde das Influenzavirus nachgewiesen, das 2009 dieInfluenzapandemie (Schweinegrippe) ausgelöst hatte. Mit demHöhepunkt der Grippewelle sei Ende Januar oder im Februar zurechnen.
Zwtl: Özkan: Influenza keine harmlose Erkrankung
Diese tragischen Fälle aus Göttingen zeigten, «dass die Influenzakeine harmlose Erkrankung ist, sondern auch einen schweren Verlaufnehmen kann», sagte Niedersachsens Gesundheitsministerin Aygül Özkan(CDU). Tödlich verlaufende Erkrankungen können den Angaben zufolgein jeder Influenza-Welle auftreten. Auch wenn während der Pandemieim Jahr 2009 die Schweinegrippe als vergleichsweise harmloswahrgenommen wurde, sind damals bundesweit 250 Todesfälleregistriert worden. Die meisten verstorbenen Patienten hatten eineGrunderkrankung oder andere Risikofaktoren.
Den besten Schutz vor einer Infektionen biete die Impfung gegendie Influenza, sagte Pulz. «Um für die kommende Grippewelleausreichend geschützt zu sein, sollte man sich aber möglichst nochin den nächsten Tagen impfen lassen, da die volle Schutzwirkung erstetwa 14 Tage nach der Impfung einsetzt.»
Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in diesem Jahrempfohlene Influenzaimpfstoff beinhaltet drei Viruskomponenten, diein den letzen Jahren hauptsächlich nachgewiesen wurden: InfluenzaA/H1N1 2009 (Schweinegrippevirus), Influenza A/H3N2 und Influenza B.
Eine Sprecherin des Robert-Koch-Instituts in Berlin sagte aufdapd-Anfrage, es sei auch für die Experten überraschend, dass dieGrippewelle noch nicht wie üblich im November und Dezemberausgebrochen sei. Möglicherweise sei eine hohe Beteiligung an derGrippeschutzimpfung die Ursache dafür.
Erst vor kurzem hatte der Hamburger Tropenmediziner ChristianMeyer die Ansicht vertreten, dass die durch den Erreger H1N1ausgelösten Schweinegrippe allgemein überschätzt worden sei. «DieSchweinegrippe gibt es noch, etwa in Indien; in Deutschland spieltsie aber gar keine Rolle mehr», sagte der Wissenschaftler vomBernhard-Nocht-Institut (BNI) für Tropenmedizin in einem Gesprächmit der Nachrichtenagentur dapd. Von der Aufregung um dieSchweinegrippe im vergangenen Winter hätten nur dieImpfstoff-Hersteller profitiert. Die Zeche zahlten die Steuerzahler.
Als wesentlich gefährlicher sei dagegen auch im Winter 2010/2011nach wie vor die gewöhnliche Grippe einzuschätzen. Zwischen 10.000und 12.000 Menschen stürben daran jedes Jahr allein in Deutschland,sagte Meyer. Er riet ebenfalls zu eine Impfung gegen die Grippe, dieinsbesondere über 60-Jährigen «dringend zu empfehlen» sei.
Nach Angaben des niedersächsischen Gesundheitsministeriums sindlandesweit etwa 2,5 Millionen Dosen der neuen Grippe-Impfungvorrätig, bundesweit gibt 20 bis 25 Millionen Dosen. InNiedersachsen sei die Impfung für alle Menschen kostenlos. Imvergangenen Winter wurden bundesweit 34 Millionen Impfdosen speziellfür die Schweinegrippe bereitgestellt. Nur etwa fünf MillionenMenschen in Deutschland hatten sich damals impfen lassen.
Dieser Impfstoff könne noch verwendet werden, weil er noch nichtabgelaufen sei, sagte ein Sprecher des Sozialministeriums. Von einerzusätzlichen Impfung mit einem speziellen Schweinegrippe-Impfstoffriet das Landesgesundheitsamt allerdings ab. Der normaleGrippeimpfstoff schützt in diesem Jahr nicht nur gegen Erreger dernormalen Influenza, sondern enthalte auch eine Komponente gegen dieSchweinegrippe.