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Kioskmord-Prozess Schüsse auf Marc Wachs: Angeklagter sagt nach Kioskmord aus

07.06.2017, 15:33
Bei einem Raubüberfall auf einen Kiosk in Wiesbaden wurde die Besitzerin getötet. Ein 26-Jährige steht nun vor Gericht.
Bei einem Raubüberfall auf einen Kiosk in Wiesbaden wurde die Besitzerin getötet. Ein 26-Jährige steht nun vor Gericht. dpa

Wiesbaden - Mindestens drei Mal soll der 26-Jährige aus kürzester Distanz auf seine Opfer in dem Wiesbadener Kiosk gefeuert haben. Die 59-jährige Besitzerin ist durch einen Kopfschuss sofort tot. Ihr Ehemann wird in den Rücken getroffen, als er sich zu seiner sterbenden Frau beugt.

Der Neffe des Paars, der Fußball-Profi Marc Wachs vom Zweitligaverein Dynamo Dresden, rettet sich schwer verletzt durch den Hintereingang.

Zum Auftakt des Mordprozesses vor dem Landgericht Wiesbaden beruft sich der Angeklagte am Mittwoch immer wieder auf Erinnerungslücken. „Es ist wie ein schlechter Alptraum, an den man sich kaum erinnern kann“, sagt der junge Mann, der zu Beginn der Verhandlung sein blasses Gesicht vor den Kameras hinter einem Schreibblock versteckt. „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.“

Mit leiser, stockender Stimme berichtet der 26-Jährige von seinen zerrütteten Familienverhältnissen und dem Beginn seines Absturzes in die Drogen und den Alkohol. Oft hatte er keine feste Wohnung, fast nie einen richtigen Job. Häufig ist er pleite - wie auch an dem Abend wenige Tage vor Weihnachten.

Mord im Kiosk: Es ging um Geld

Mit Whisky vollgedröhnt habe er dann die „Gedankenspiele“ gehabt, den Kiosk zu überfallen, erklärt der braunhaarige Mann, der mit hellblauem Hemd und grauem Jackett vor Gericht erschienen ist. Es sei aber keine geplante Aktion gewesen, „mehr eine irre, konfuse Idee“. Um Geld sei es ihm gegangen und um Zigaretten.

Was sich in dem Kiosk konkret abgespielt hat, daran will sich der Angeklagte nicht mehr erinnern können. Er wisse noch, wie er rauchend vor dem Kiosk gestanden habe, weil ein anderer Kunde gerade hineingegangen war. Die nächste Erinnerung habe er nur daran, wie er wieder herausgerannt und dann zurück zu seiner Wohnung gekommen sei. Auch dass er einen scharfen Revolver und eine Schreckschusswaffe bei dem Überfall bei sich hatte, räumt der 26-Jährige nach mehrmaligem Nachfragen des Vorsitzenden Richters ein. Nach der brutalen Bluttat war er ohne Beute geflüchtet.

Marc Wachs: Dynamo-Profi erlitt Schuss in den Hals

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, die Kioskbesitzerin heimtückisch ermordet und dies in zwei weiteren Fällen versucht zu haben. Der Tatverdächtige soll gegen 8.40 Uhr vermummt mit einem Schal in das Lädchen gekommen sein und seinem Opfer ohne Vorwarnung aus einer Entfernung von 10 bis 50 Zentimetern mit dem Revolver in den Kopf geschossen haben. Der Fußballer Wachs erlitt bei der Gewalttat im Wiesbadener Stadtteil Biebrich einen Schuss in den Hals, wobei das Projektil nahe der Wirbelsäule feststeckte. Er musste notoperiert werden. Mittlerweile geht es ihm und seinem Onkel wieder besser.

DNA-Spuren am Tatort hatten die Ermittler auf die Spur des 26-Jährigen geführt. Auch die mutmaßliche Tatwaffe wurde wieder vollständig nachgeladen sichergestellt. In der Wohnung des Angeklagten fand die Polizei noch weitere Luftdruckpistolen sowie Chemikalien, die den Bau eines Sprengsatzes ermöglicht hätten.

„Ich hatte damit nichts vor“, beteuert der 26-Jährige, der der Polizei bereits wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittel- und Waffengesetz bekannt war. Die Waffen habe er auch nur wegen seines Interesses an deren Mechanik gekauft. Warum er den Revolver wieder nachgeladen habe, wisse er auch nicht mehr: „Da war kein Gedanke dabei.“ Der Prozess wird am 19. Juni fortgesetzt.

(dpa)