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Schönheitswettbewerb Schönheitswettbewerb: Türkin wurde zu «Miss World» gewählt

07.12.2002, 20:27
Die neue Miss World, die Türkin Azra Akin (M.) mit den Zweit- und Drittplatzierten, Miss Kolumbien und Miss Peru. Deutschland war durch die 24 Jahre alte Indira Selmic vertreten. (Foto: dpa)
Die neue Miss World, die Türkin Azra Akin (M.) mit den Zweit- und Drittplatzierten, Miss Kolumbien und Miss Peru. Deutschland war durch die 24 Jahre alte Indira Selmic vertreten. (Foto: dpa) PA

London/Istanbul/dpa. - «Diese Show läuft und läuft und läuft», sagte Organisatorin JuliaMorley (63) nach Ende des heftig umstrittenen Schönheitswettbewerbs.Die Wahl mit 92 Teilnehmerinnen war eilig nach London verlegt worden,nachdem die ursprünglich in Nigeria geplante Veranstaltung in demwestafrikanischen Land zu blutigen Ausschreitungen zwischen Moslemsund Christen geführt hatte. Mehr als 200 Menschen starben, Tausendewurden verletzt. Morely, die jede Schuld an den Unruhen zurückweist,sagte der BBC: «Die große Mehrheit der Nigerianer sind sehr netteMenschen. Sie tun mir leid.» Morley bezeichnete Moslems als «sehrliebe und großzügige Menschen.» Sie sei deshalb auch erfreut darüber,dass sich die Jury mit Akin eine Moslemin gekürt habe.

«Als Türkin schwillt mir vor Stolz die Brust», schrieb in einemGlückwunschtelegramm die türkische Tourismusministerin Güldal Aksit,einzige Frau in der neuen islamisch-konservativen Regierung inAnkara. Die in den Niederlanden aufgewachsene Abiturientin Akinbekommt für ihren Sieg 156 000 Euro. «Ich fühle mich sehr geehrt undhoffe, ich kann etwas bewirken», sagte sie. Akin ist nach türkischenMedienberichten schon die zweite Türkin, die zur schönsten Frau derWelt gekürt wurde. Einen der Miss World ähnlichen Wettbewerb hatte1932 Keriman Halis gewonnen.

Der zweite und dritte Platz wurde bei der aufwendigen Glitzer-Veranstaltung im viktorianischen Alexandra Palace in Nord-London indiesem Jahr von Miss Kolumbien und Miss Peru belegt. Die DeutscheSelmic zeigte sich mit ihrem Erfolg zufrieden. «Ich habe das Ganzeals Modenschau angesehen», sagte sie der «Bild am Sonntag.» Selmicist Miss Bayern und war im Januar bei der Miss-Germany-Wahl auf dendritten Platz gekommen. Zu den Unruhen in Nigeria hatte sie zuvorerklärt: «Ich hab' mich damit überhaupt nicht auseinander gesetzt,was in Nigeria passiert ist. Ich war da in der Türkei.»

Zehn Bewerberinnen, angeführt von Miss Dänemark, hatten dieLondoner Wahl - und teilweise auch schon die Vorbereitungen inNigeria - boykottiert. Die britischen Medien hatten die Verlegungnach London scharf kritisiert. Weltweit wurde die Wahl jedoch in 142Länder übertragen. Die Zahl der TV-Zuschauer wird auf zwei MilliardenMenschen geschätzt.

Die Britin Morley sieht den Wettbewerb, den ihr früherer EhemannEric 1951 ins Leben rief, als eine «Familienshow, die den Frauenhilft.» Sie glaubt, dass die Miss-World-Wahlen noch weitere 52 Jahreexistieren werden. Kommentatoren warnten jedoch, dass die im nächstenJahr in China geplante Veranstaltung noch umstrittener werden könnteals die Wahl in London. Die Verlegung aus Nigeria allein hatte eineMillionen Pfund (1,6 Millionen Euro) gekostet.

Der Optimismus der Veranstalter könnte schon in der kommendenWoche weiter getrübt werden. Eine nigerianische Gläubigerin hat vordem High Court in London eine Sperrung der Konten von MorleysUnternehmen Miss World Holdings erwirkt. Ihr wurden angeblich mehrals 500 000 Pfund (800 000 Euro) nicht ausgezahlt. Morley hat somitweder Zugriff auf die Konten noch kann sie über Einnahmen ausWerbeverträgen oder Kartenverkäufen verfügen. Der nächsteGerichtstermin steht am Mittwoch an.