Schmetterling Schmetterling: Dem Tod entronnen

Winningen/dpa. - Jetzt fliegt der seltene Apollofalterwieder. Der Schmetterling mit den charakteristischen roten Fleckenauf den Flügeln flattert derzeit munter an der Untermosel und imAltmühltal. Dagegen war der Bestand noch in den 80er Jahren starkdezimiert. Nach Angaben des Bundesamtes für Naturschutz ist derFalter bis heute in Deutschland gefährdet oder gar vom Aussterbenbedroht. Der Schmetterling sei nur noch in wenigen Gebieten zu sehen:Neben Mosel und Altmühltal zählen dazu auch die Schwäbische Alb unddie Bayerischen Alpen.
«An der Mosel sind jedes Jahr einige hundert Falter», sagt derBiologe und Schmetterlingsexperte Wilfried Hasselbach vomNaturschutzbund Deutschland (NABU). Ihre Zeit ist vor allem der Juniund Juli, wobei ein Apollofalter nur etwa drei Wochen alt wird. DieWeibchen legen ihre Eier an Steinen oder Felsen ab. Die Raupenüberwintern im Ei und schlüpfen etwa ab Ende März. Dann steht nochdie Verpuppung an, bevor die hübschen Tiere sich in die Lüfteschwingen und sich an dem Nektar der Acker-Witwenblume, Karthäuser-Nelke oder verschiedener Distelarten laben.
Der Apollofalter bevorzugt sonnenreiche Weinberge, Felswände undSteinbrüche, wo die Pflanze namens Weiße Fetthenne vorkommt, die denRaupen als Nahrung dient. Mit den Flurbereinigungen im vergangenenJahrhundert war auch der Lebensraum der Apollofalter bedroht, heißtes in einer Broschüre des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums.Zudem machten in den Weinbergen eingesetzte Pflanzenschmutzmittel denInsekten zu schaffen.
Als der Apollofalter Anfang der 80er Jahre an der Mosel kurz vorder Ausrottung stand, nahmen Naturschützer und Behörden einArtenschutzprojekt in Angriff. «Wir haben uns hier am Unterlauf derMosel sehr bemüht», sagt der Ex-Bürgermeister der VerbandsgemeindeUntermosel, Franz Dötsch, der die Insekten heute noch regelmäßigzählt. Es wurde vereinbart, die Weinberge nicht mehr vom Hubschrauberaus großflächig mit Insektiziden zu bespritzen und Büsche zubeseitigen, die die Futterpflanzen der Tiere überwuchert hatten.
Seit den 90er Jahren habe sich der Bestand langsam wieder erholt,sagt Dötsch. Der 73-Jährige ist optimistisch, dass die Apollofaltersich weiter vermehren. Auch andere wärmeliebende Tiere haben von denSchutzmaßnahmen profitiert, darunter die Smaragdeidechse und dieSattelschrecke. In Rheinland-Pfalz steht der «Parnassius apollo»bislang noch auf der Roten Liste als eine vom Aussterben bedrohteArt. Wahrscheinlich werde er jedoch bei der anstehenden Neuordnungder Kategorien eine Stufe niedriger - als stark gefährdet -eingeordnet, meinte Hasselbach.
In anderen Gebieten Deutschlands ist der Apollofalter dagegenschon ausgestorben, so im Fichtelgebirge, an der Thüringischen Saaleund im Schwarzwald. Nach Einschätzung des in Bayern lebenden BiologenMatthias Dolek haben aber ähnlich wie an der Mosel auch dieSchutzmaßnahmen im Altmühltal gegriffen. Dort seien heute ebenfallswieder einige hundert Falter unterwegs. «Der Bestand hat sichstabilisiert.» Die Insekten reagierten jedoch sehr empfindlich aufklimatische Veränderungen. «Die Populationsgrößen schwanken stark»,sagte Dolek.