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Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein: Kritik an «Steinzeit»-Schule

Von Lisa Hemmerich 01.04.2011, 13:52
Ein Kaninchen. (ARCHIVFOTO: DPA)
Ein Kaninchen. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa-Zentralbild

KIEL/DAPD/MZ. - Die Kaninchenschlachtungim Unterricht einer 5. Schulklasse in Ratekautrifft auch im schleswig-holsteinischen Bildungsministeriumauf Kritik: "Es ist pädagogisch höchst problematisch,was da stattgefam Freitag. Die Schulaufsichthabe inzwischen reagiert und sichergestellt,dass eine Wiederholung ausgeschlossen sei.

Vor den Schülern hatten zwei Pädagogen inder vergangenen Woche im Projekt-Unterrichtan der Cesar-Klein-Gemeinschaftsschule inRatekau (Schleswig-Holstein) einen Landwirtein Kaninchen schlachten lassen und späterim Hof gegrillt. Dadurch hätten die Lehrerveranschaulichen wollen, wie sich Menschenin der Steinzeit ernährten. Kinder waren beider Aktion in Tränen ausgebrochen, ein Kindkollabierte.

Gegen den Schulleiter und den Mann, der dasKaninchen geschlachtet hatte, liegen inzwischenAnzeigen wegen Körperverletzung und Verstoßesgegen das Tierschutzgesetz vor, bestätigtedie Staatsanwaltschaft Lübeck. Auch der Bundgegen Missbrauch der Tiere (bmt) prüft rechtlicheSchritte, wie er am Freitag in Berlin mitteilte.Besonders empörten sich die Tierschützer darüber,dass die Pädagogen eine Unterschriftenaktionder Schüler zur Rettung des Tieres zurückgewiesenhätten. "Abgesehen davon, dass ich in über30 Jahren Tierschutzarbeit noch nie erlebthabe, dass Lehrkräfte ihren Unterricht durchdie Schlachtung eines wehrlosen Tieres bereichernmüssen, ist es pädagogisch fatal, die Bitteder Schüler auf Schonung des Tieres zu ignorieren",sagte Petra Zipp, Vorstand des bmt.

Sogar die Nordelbische Kirche meldete sichzu Wort: "Das Unterrichtsthema Steinzeit rechtfertigtnicht, dass wir uns wie in der Steinzeit benehmen",sagte Kirchensprecher Norbert Radzanowski.

Schulleiter Georg Krauß hat nach einem Berichtder Lübecker Nachrichten für die kommendeWoche eine Elternversammlung einberufen. "Michinteressiert die Meinungsverteilung in dergesamten Elternschaft", sagte er. Es habeauch positive Reaktionen gegeben. Unabhängigdavon wolle er sich bei den Eltern entschuldigen."Solche Aktionen wird es in Zukunft nichtmehr geben", versprach er.

Auf "Arte" vermittelt unterdessen FernsehköchinSarah Wiener Kindern die blutige Realitätbereits seit 2009: Vor den Augen der Knirpsewurden Kaninchen mit Elektroschocks betäubt,getötet und gehäutet. Die umstrittene Doku-Seriewird derzeit wiederholt.