Kriminalität Schlafende Ehefrau attackiert - Dreizehneinhalb Jahre Haft
Die Mutter und die achtjährige Tochter schliefen in einem Bett, als der Mann mit einem Messer zustach. Das Mädchen wachte auf, schrie, holte den 14-jährigen Bruder. Die Kinder retteten ihre Mutter.

Berlin - Nach einem beinahe tödlichen Messerangriff auf seine schlafende Ehefrau ist ein 40-Jähriger zu dreizehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Berliner Landgericht sprach den Mann des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung schuldig. Er habe „mit absolutem Tötungswillen“ auf die damals 38-jährige Frau eingestochen, sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Dobrikat. Die Tat sei in Anwesenheit der gemeinsamen achtjährigen Tochter geschehen, die zunächst auch geschlafen habe. Das Mädchen habe den 14-jährigen Bruder geholt, der den Vater stoppte.
Der Iraker hatte nach Überzeugung des Gerichts in der Nacht vom 21. auf den 22. Dezember 2024 in den Räumlichkeiten der Familie in einer Gemeinschaftsunterkunft in Berlin-Moabit die zweifache Mutter angegriffen. Mit einem Küchenmesser bewaffnet habe er die schlafende Frau angegriffen, um sie zu töten, so der Richter. Immer wieder habe der 40-Jährige auf die sich nach dem ersten Stich in den Bauch wehrende Frau eingestochen. Die achtjährige Tochter habe im Bett der Mutter geschlafen. Obwohl das Kind schrie, habe er nicht von der Frau abgelassen.
Sohn nahm den Vater in den Schwitzkasten
Der 14-jährige Sohn habe den Vater in den Schwitzkasten genommen und zugedrückt, bis der Mann das Messer fallen ließ, hieß es weiter im Urteil. Die Frau habe die Wohnung verlassen und noch an Türen trommeln können. Die 38-Jährige habe es ihren Kindern sowie einer Sicherheitsmitarbeiterin, die sofort Erste Hilfe leistete, und Rettungskräften zu verdanken, dass sie gerettet wurde. Warum es in der Nacht zum Angriff kam, sei im Prozess unklar geblieben, sagte der Richter. Die Lebensumstände seien dem Mann „nicht mehr genehm“ gewesen.
Der Angeklagte hatte zu den Vorwürfen geschwiegen. Die Frau hatte im Prozess geschildert, dass es bereits im Irak gravierende Probleme in der Ehe gegeben habe. Ihr Partner habe sie psychisch unter Druck gesetzt. Nach einem Irak-Besuch vor etwa einem Jahr habe er zunächst ohne sie zurück nach Berlin reisen wollen. Später habe er sich dafür entschuldigt. Die Anwältin der Frau sagte, der Mann habe ihre Mandantin loswerden wollen.
„Messer zurück in den Besteckkasten gelegt“
Der Angeklagte wurde noch am Tatort festgenommen. „Er kam mit einem Koffer aus seinem Zimmer“, sagte ein Polizeibeamter als Zeuge im Prozess. Damals habe der 40-Jährige erklärt, es habe Streit gegeben, er habe seiner Lebensgefährtin das Messer entwendet und dann zugestochen. „Der Mann wirkte sehr ruhig und sagte weiter, er habe sich nach der Tat das Blut von den Händen gewaschen, das Messer gereinigt und zurück in den Besteckkasten gelegt“, so der Beamte.
Laut Staatsanwaltschaft war das irakische Ehepaar 2017 nach Deutschland gekommen. Der Mann sagte zu Prozessbeginn auf die Frage nach seinem Familienstand, er sei verheiratet. „Ich warte jeden Tag darauf, dass sie mich besucht“, so der inhaftierte Angeklagte.
Mit dem Urteil ging das Gericht über den Antrag des Staatsanwalts hinaus, der 13 Jahre Haft wegen versuchten Mordes gefordert hatte. Der Verteidiger plädierte auf einen Schuldspruch wegen gefährlicher Körperverletzung, einen konkreten Antrag stellte er nicht. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.