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Schifffahrt Schifffahrt: Schwimmendes Hotel passt durch ein Nadelöhr

Von Oliver Pietschmann 29.09.2008, 14:01
Während seiner Überführungsfahrt von der Meyer-Werft in Papenburg (Kreis Emsland) zur Erprobungsfahrt in die Nordsee, passiert der 315 Meter lange und 122 000 BRZ große Kreuzfahrschiff-Neubau, das größte bisher in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff «Celebrity Solstice», am Montag (29.09.2008) das Emssperrwerk in Gandersum (Kreis Leer). (Foto: dpa)
Während seiner Überführungsfahrt von der Meyer-Werft in Papenburg (Kreis Emsland) zur Erprobungsfahrt in die Nordsee, passiert der 315 Meter lange und 122 000 BRZ große Kreuzfahrschiff-Neubau, das größte bisher in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff «Celebrity Solstice», am Montag (29.09.2008) das Emssperrwerk in Gandersum (Kreis Leer). (Foto: dpa) dpa

Papenburg/dpa. - Die «CelebritySolstice», der größte jemals in Deutschland gebaute Luxusliner, istam Sonntag aus dem niedersächsischen Papenburg zur Emsüberführung inRichtung Nordsee gestartet. In weniger als zwei Monaten schon solldas 315 Meter lange und 616 Millionen Euro teure Schiff mit denersten Touristen an Bord durch die Ostkaribik kreuzen.

«Rückwärts ist einfacher», sagt Werftkapitän Thomas Teitge überdie schwierige Aufgabe, den Koloss aus der Schiffsschmiede und durchden schmalen Fluss zu manövrieren. Er verfüge über ein weltweiteinzigartiges System, das schon kleinste Abweichungen von derFahrtroute registriere. Für die Manöver beim Rückwärtsfahren habe mansich zudem eine eigene Sprache ausgedacht. Mit Backbord undSteuerbord sei es doch zu Verwirrungen gekommen. Auch Bug und Heckseien umbenannt. Das größte Kreuzfahrtschiff zu steuern, sei keinProblem. «Von der Fahrtechnik her ist es gleich. Man muss die Kurvenetwas anders anfahren», sagt der Kapitän von der LotsenbrüderschaftEmden vor seiner 20. Fahrt mit Kreuzfahrtschiffen über die Ems.

Die Begeisterung der mehreren tausend Zuschauer an der Werft undan den Ufern entlang des Flusses teilen indes nicht alle Menschen. AmSamstag demonstrieren im nahen Leer rund 200 Gegner gegen dieProbleme am Fluss. Umweltschützer kritisieren, dass an der Ems längstkeine Ausgewogenheit mehr zwischen Wirtschaftsinteressen undUmweltschutz herrscht. Die größte Schuld trage die Meyer Werft, dieendlich an der Küste produzieren müsse.

Vorwürfe, die Werftchef Bernhard Meyer zurückweist. Mitte der 90erJahre seien Absprachen mit der damaligen Landesregierung über dieTiefe der Ems und die Möglichkeit des Aufstauen des Flusses über dasganze Jahr getroffen worden. «Das war Basis unserer Investitionen»,sagt der Chef des Traditionsunternehmens mit mehr als 2500Mitarbeitern. Forderungen nach einem Umzug aus dem Binnenland an dieKüste erteilt er eine klare Absage. «Das geht wirtschaftlich garnicht, nach Emden zu gehen.»

Für die Überführung der riesigen «Celebrity Solstice» der US-Reederei Celebrity Cruises nutzt die Werft einen Probestau desFlusses. Das geschlossene Emssperrwerk bei Emden ist Voraussetzungfür die Fahrt über den Fluss in die Nordsee. Während des Aufstauenswird bei Messungen der Sauerstoffgehalt des Flusses festgehalten. DieStiftung WWF sprach von «katastrophalen Sauerstoffwerten». «Der Flussist auf einer Strecke von über 30 Kilometern praktisch tot», sagtBeatrice Claus vom WWF.

Bei der «Celebrity Solstice» sieht Werftchef Meyer indes eineVielzahl von Innovationen im Schiffsbau. «Es ist das ökologischinteressanteste Schiff, das es derzeit gibt.» Und auch die neuenEigner sind begeistert von dem schwimmenden Hotel. Eine Vielzahl vonRestaurants, ein Kasino, Nachtclub, ein Theater für rund 1000Menschen und Echtrasen auf dem Oberdeck zum Golfen bietet derLuxusliner. In 1430 Kabinen ist Platz für fast 2900 Passagiere.

Während die «Sonnenwende» am Wochenende Kurs auf die Nordsee undanschließend auf die Weltmeere nimmt, laufen an Bord dieAusbauarbeiten noch auf vollen Touren. Lackierer erledigenRestarbeiten, Teppichböden sind mit Folien abgedeckt und auch derRasen wird noch ausgebessert. Am Dienstag wird das Schiff nacheinigen Tests im niederländischen Eemshaven erwartet. NachKreuzfahrten in der Karibik soll es vom Frühjahr an auch in Europaeingesetzt werden.