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Schifffahrt Schifffahrt: Rollifahrer setzen Segel zum Ostseetörn

Von Ralph Sommer 06.05.2007, 12:21
Der Rollstuhlfahrer Oke Lass demonstriert am Samstag (05.05.2007) an Bord des Segelschiffs «Wappen von Ueckermünde» im Hafen von Ueckermünde am Stettiner Haff die Bedienung des Steuerrads. (Foto: dpa)
Der Rollstuhlfahrer Oke Lass demonstriert am Samstag (05.05.2007) an Bord des Segelschiffs «Wappen von Ueckermünde» im Hafen von Ueckermünde am Stettiner Haff die Bedienung des Steuerrads. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Ueckermünde/ddp. - Doch seit einem schweren Unfall vor zehn Jahren,der den Neubrandenburger für immer an den Rollstuhl band, schiendieser Wunsch nicht mehr erfüllbar.

«Als ich hörte, dass am Stettiner Haff ein Zweimaster fürRollstuhlfahrer und Behinderte gebaut wird, war ich sofortbegeistert», sagt Kliewel. Also fuhr er nach Ueckermünde, ließ sichmit einem Aufzug an Bord hieven, rollte über das Deck und inspiziertedie behindertengerechten Kajüten im Schiffsinnern. «Einfachgroßartig», schwärmt Kliewel. «100 pro - mit diesem Schiff steche ichnoch in diesem Jahr in See!»

An Bord könnten Rollifahrer sogar selbst das Steuerrad führen,Segel setzen und in der Kombüse kochen, erläutert Kliewel am Samstagdem Bundespräsidenten Horst Köhler, der den neuen Windjammerpersönlich inspizierte. Zuvor hatte dessen Gattin, Eva Luise Köhler,das Schiff auf den Namen «Wappen von Ueckermünde» getauft.

Der Bau dieses Schiffs, von dem schon jetzt überall in Deutschlandgeredet werde, sei etwas ganz Tolles und Vorbildliches, lobt derBundespräsident. «Das Schiff demonstriert, dass Menschen mit und ohneBehinderungen im gleichen Boot sitzen, an die gleichen Regelngebunden sind und das gleiche Gefühl des Segelns erleben können»,sagt Köhler, der sich ein solches Klima überall in Deutschlandwünscht.

Bis zu zwölf behinderte Menschen, darunter sechs Rollstuhlfahrer,könnten künftig an Bord einen Törn erleben, sagtMecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD).Ähnlich wie bereits in den Niederlanden und in Großbritannien werdeder neue Segler dazu beitragen, dass auch Menschen mit Handikap diemaritimen Schönheiten des Wassersportlandes Mecklenburg-Vorpommernzugänglich gemacht werden.

Mehr als eine halbe Million Euro flossen in den kompletten Ausbaudes Schiffs, darunter neben Fördermitteln der EU, des Landes und derLandkreise Uecker-Randow und Ostvorpommern auch über 300 Spenden. Inden vergangenen Jahren sei so manche Geburtstagsfeier, so manchesFirmenjubiläum zur Werbeveranstaltung für dieses Projekt geworden,sagt Horst Gollatz vom Förderverein des Rolliseglers, der zusammenmit Lehrlingen des Berufsförderwerks und Ein-Euro-Jobbern das Schiffumbaute.

Der Bootskörper war vor vier Jahren von einer Stettiner Werftgekauft worden, der Motor wurde gesponsert. Den Ansprüchen derkünftigen Gäste entsprechend wurden an Bord sechs seefesteRollstühle, ein Kran und zwei Aufzüge installiert, mit denenRollstuhlfahrer in die komplett umgebauten Bereiche unter Deckgelangen können.

Die ersten Seereisen sollen die «Wappen von Ueckermünde» in diesemSommer unter anderem quer durch das Stettiner Haff und in denGreifswalder Bodden führen. Es werden Stettin (Szczecin), Greifswald,Stralsund und Sassnitz angesteuert. Außerdem wird der Zweimaster ander Ueckermünder Haffsail im Juni und der Hanse Sail in Rostock imAugust teilnehmen. Mehr als die Hälfte der Törns ist schon jetztausgebucht.