Schifffahrt Schifffahrt: Meuterei auf der «Queen Mary 2»?

London/dpa. - Es hätte die Reise ihres Lebens werden sollen: In38 Tagen mit dem Schiff von New York nach Los Angeles, rund um densüdamerikanischen Kontinent, und das mit der «Queen Mary 2», demLuxus-Liner schlechthin. Doch die Reise auf dem Traumschiff hat sichfür manchen Passagier zum Albtraum entwickelt. Wegen einesMotorschadens musste die «Königin der Meere» zurück in den Hafen unddann die verlorene Zeit auf hoher See wieder gut machen. Nach neun Tagen ohne Stopp an Bord kommt nun an diesem Freitag endlich wiederLand in Sicht: Rio de Janeiro.
Dementsprechend ist die Stimmung unter den 2500 Passagieren,darunter auch etwa 250 Deutsche, nicht gerade besonders. Viele sindaufgebracht. Nicht nur, weil sie nach dem Schaden an einer derSchiffsschrauben zwei Tage lang im Hafen von Fort Lauderdale (US-Bundesstaat Florida) festlagen. Sondern vor allem, weil seither dreiteuer bezahlte Zwischenstopps auf den Karibik-Inseln St.Kitts undBarbados sowie in der brasilianischen Küstenmetropole Salvador deBahia ins Wasser fielen. Und wegen des knappen Zeitplans soll es nunin Rio nicht einmal Gelegenheit zum Besuch des Zuckerhutes geben.
«Wir sind jetzt schon mehr als 25 000 Kilometer gereist und habennichts gesehen außer dem Ozean», empörte sich die britischePassagierin Penny Freemantle. «Die Leute an Bord leiden an Stress,Angst und Depressionen.» Der Mitreisende Brian Adler kündigte an,dass sich einige «militante Passagiere» in Rio in die Kabineeinschließen wollen, um so die Weiterfahrt zu verhindern. Auchmehrere Schlichtungsversuche des erfahrenen Kapitäns Ronald Warwick,der jetzt nur noch mit drei statt vier Motoren unterwegs ist, habennicht viel gebracht.
Wie bei einer billigen Pauschalreise, bei der die schönenVersprechungen aus dem Katalog nicht eingehalten werden, wollen vieleder verwöhnten Gäste nun ihr Geld zurück. Die Reederei Cunard Linesbot an, zumindest die Hälfte des Reisepreises zu erstatten. Auf mehrwill sich das Unternehmen nicht einlassen. «Wir haben einige Häfenverpasst», sagt Cunard-Chefin Carol Marlow. «Aber unsere Passagierehaben zwölf Tage auf dem luxuriösesten Kreuzfahrtschiff der Welthinter sich. Und wir denken, das sie etwas dafür bekommen haben.»
Das Angebot für einen 50-Prozent-Nachlass blieb jedenfalls ohnerichtigen Erfolg: Nach Auskunft der Passagierin Lynn Warner habenbereits 1300 Mitreisende ihre Unterschrift unter einen Protestbriefgesetzt. Und die britische Anwaltskanzlei Capital Law hat nacheigenen Angaben sogar bereits mehr als 200 «QM2»-Fahrer zusammen, diezu einer Klage gegen die Reederei entschlossen sind.
Zur «Meuterei auf der Mary 2» (so die Londoner Tageszeitung «TheTimes») kam es aber trotzdem noch nicht. Denn mittlerweile gibt esauch unter den Kreuzfahrt-Gästen Streit, wie ärgerlich dieSchwierigkeiten wirklich sind. Beim britischen Rundfunksender BBC,der seit Tagen ausführlich über den Fall berichtet, meldete sich einanonymer Passagier per E-Mail: «Wen kümmert es, wenn wir die ganzeZeit auf See sind. Das Schiff ist besser als jeder Hafen.» Der Ärgergehe nur auf eine kleine Minderheit zurück, die «allen anderen dieReise ruinieren will».
Die Reederei verspricht jetzt zumindest, dass nach dem Aufenthaltin Rio die Reiseroute eingehalten wird. Allerdings steht schon fest,dass auch die Zwischenstopps in Uruguays Hauptstadt Montevideo und immexikanischen Nobel-Badeort Acapulco einige Stunden kürzer ausfallenmüssen. Ansonsten wäre nicht gesichert, dass die «Queen Mary 2» am22. Februar pünktlich in Los Angeles andocken kann.
