Schifffahrt Schifffahrt: Erste Brauerei auf einem Kreuzfahrtschiff

Hamburg/Rostock/ddp. - Hegny ist Deutschlands ersterBraumeister auf hoher See. Er stellt täglich bis zu 600 Liter Bier inder Brauerei des Kreuzfahrtschiffes «AIDAblu» her - egal ob dasSchiff gerade im Mittelmeer in Richtung Mallorca fährt oder durch dieOstsee schippert.
«Man kommt wohl schon ziemlich rum in der Welt», sagt Hegny vollerVorfreude. Denn eine genaue Vorstellung von dem, was ihn eigentlicherwartet, hat der Braumeister, der zuvor im hessischen MichelstadtBier gebraut hat, im Moment noch nicht. Schließlich wird die«AIDAblu» erst am Dienstag (9. Februar) im Hamburger Hafen getauft.
Seinen Arbeitsplatz kennt Hegny aber schon. Seit Dezember, als dasSchiff noch in der Meyer Werft in Papenburg lag, braut der 27-Jährigebereits Bier an Bord. Als er anfing, Malz, Hefe, Hopfen und Wasser inBier zu verwandeln, war vieles auf dem Kreuzfahrtschiff noch eineBaustelle. «Ich hätte nie gedacht, dass das alles mal fertig wird»,sagt Hegny.
Gebraut werden an Bord insbesondere zwei Sorten Bier, darunter das«AIDA Zwickel». «Das ist ein helles, unfiltriertes Bier mit einerleichten Karamellnote», erzählt der Braumeister. Hinzu kommen diverseAktionsbiere, derzeit etwa ein Eisbock. Das habe aber nichts mit demWetter zu tun. Insgesamt können in den Kesseln 13 000 Liter Bierlagern.
Für die Herstellung des Bieres nach dem deutschen Reinheitsgebotwird das Malz direkt an Bord geschrotet. Dazu sind auf dem Schiffzwei verschiedene Malzlager untergebracht. «Um die optimalenMischungen herzustellen, verwenden wir etwa sieben verschiedeneMalzsorten», erklärt Hegny. Vorwürfe, man würde auf dem Schiff keinrichtiges Bier herstellen, will er nicht zulassen. Denn auch dieHefe, die für den rund vierwöchigen Brauprozess gebraucht wird, wirdan Bord des 252 Meter langen und 32,2 Meter breiten Schiffesgezüchtet. «Es ist also eigentlich alles so wie auch bei einernormalen Brauerei», sagt Hegny.
Etwas ist aber doch anders: Bei der Konstruktion der Kesselmussten die Ingenieure die Bewegungen des Schiffes auf hoher Seebesonders beachten und mit einer speziellen Konstruktion arbeiten, umden sensiblen Brauprozess nicht zu gefährden. Wie das Prinzip genaufunktioniert, will Hegny nicht verraten - schließlich könnten andereKreuzfahrtunternehmen das Konzept übernehmen.
Auch andere Kreuzfahrtunternehmen bauten inzwischen solcheAngebote an Bord verstärkt aus, um den Reisenden zusätzliche Anreizezu offerieren, sagt Kreuzfahrtexperte Helge H. Grammerstorf vomBeratungsunternehmen SeaConsult. «Es geht darum, etwas zu bieten, wasden Cluburlaubern entgegenkommt», sagt er. »Ob das dann immer eineBrauerei sein muss, ist die andere Frage.«
«Wir sind immer dankbar, wenn sich Dritte um das deutscheNationalgetränk bemühen", sagt Marc-Oliver Huhnholz vom DeutschenBrauer-Bund. Schließlich sinke der Bierkonsum in Deutschland seitvielen Jahren. Während im Jahr 2000 der Bierabsatz der deutschenBrauereien laut Statistischem Bundesamt noch rund 110 MillionenHektoliter betragen hat, waren es 2009 gerade noch 100 MillionenHektoliter. Inzwischen hat der Brauer-Bund deshalb auch eineImagekampagne ins Leben gerufen.
Hegny will nun seinen Gästen den Brauprozess mit Hilfe dergläsernen Kessel täglich näher bringen und so mehr über das Biervermitteln. Doch im Moment muss sich der 27-Jährige noch etwasgedulden und sich im Hamburger Hafen auf Büroarbeit beschränken.Eigentlich hätte das Schiff zwar am Wochenende mit ersten Gästen aufeine Erkundungsfahrt in die Nordsee starten sollen. Wegen der starkenEisbildung in der Elbmündung jedoch wurde die Fahrt abgesagt, dasSchiff blieb im Hamburger Hafen. Und dort, so wie auch in anderendeutschen Häfen, darf Hegny wegen der Zollvorschriften kein Bierbrauen.