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Schiffahrt und Geschichte Schiffahrt und Geschichte: Honeckers ehemalige Staatsyacht rostet jetzt in Istanbul

18.12.2005, 17:05
Die einstige Yacht von DDR-Staatschef Erich Honecker, die «Ostseeland», während einer Fahrt über die Ostsee. (Archivfoto: dpa)
Die einstige Yacht von DDR-Staatschef Erich Honecker, die «Ostseeland», während einer Fahrt über die Ostsee. (Archivfoto: dpa) Zentralbild

Berlin/dpa. - Ostalgiker sind demnach in Sorge: Dem Scheich sei die Geschichte der Yacht völlig egal. Dabei ist die Einrichtung gut erhalten: Möbel und Technik stammen größtenteils aus den 70er Jahren.

Die alte «Ostseeland» friste heute ein elendes Dasein: Eingezwängt zwischen zwei rostigen Seelenverkäufern warte sie in Istanbul auf bessere Tage, heißt es in dem Bericht. Auch die 61 Meter lange Yacht selbst habe Rost angesetzt. Die Ausstattung der Innenräume lässt jedoch noch einiges von Honeckers Geschmack erahnen, der sich vom Einheitsstil der 70er nicht wesentlich unterschied: Kantige Ecksofas, giftgrüner Teppich und schmucklose Holztische. Auf dem Schreibtisch steht ein orangenes Telefon.

Das 5000 PS starke Schiff lief laut «Berliner Kurier am Sonntag»1970 als Minensuchboot vom Stapel, und wurde kurze Zeit später in Wolgast zur Staatsyacht umgebaut: Der Rumpf wurde verstärkt, das Heck für ein Sonnendeck verlängert und die Bullaugen mit dickem Glas und Panzerplatten gegen Angriffe geschützt. Das Volk bekam die Yacht nicht zu Gesicht. «Die haben das versteckt gebaut, praktisch hinter hohen Sichtblenden», sagte der damals beteiligte Konstrukteur, Jörg Pechmann, der Zeitschrift «mare». Später lag das Schiff in Warnemünde, bewacht von der 4. Flottille der Volksmarine.

1990 verkaufte der DDR-Ministerrat das Schiff an eine Gesellschaft mit Sitz auf Malta. Acht Jahre später erwarben zwei türkische Händler aus Dresden die «Ostseeland» und tauften sie «Aniara».

Erich Honecker ist mit der «Ostseeland» offenbar nur zwei Mal inSee gestochen. Der DDR-Lenker war eine Landratte und wurde sofortseekrank, wenn er ein Schiff betrat. Daran änderte auch der Einbaueiner speziellen Anti-Schaukel-Anlage aus England nichts.