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Geschichte Schellenberger: Für Freiheit aufzustehen, verdient Respekt

Von dpa 16.06.2023, 17:47
Pastorin i.R. Gabriele Herbst spricht bei der Zentralen Gedenkstunde des Landes und der Stadt zum 70.Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR in der Gedenkstätte Moritzplatz.
Pastorin i.R. Gabriele Herbst spricht bei der Zentralen Gedenkstunde des Landes und der Stadt zum 70.Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR in der Gedenkstätte Moritzplatz. Peter Gercke/dpa

Magdeburg - Sachsen-Anhalts Landtagspräsident Gunnar Schellenberger hat den Mut der Menschen gewürdigt, die sich vor 70 Jahren am Volksaufstand in der DDR beteiligt haben. „Dieser 17. Juni gehörte zweifellos zu den Schlüsseldaten der jüngeren deutschen Geschichte, auch wenn er in der gesamtdeutschen und europäischen Bedeutung noch immer nicht angemessen wahrgenommen wird“, sagte Schellenberger am Samstag bei einer gemeinsamen Gedenkstunde von Landesregierung und Landeshauptstadt Magdeburg. Der 17. Juni zeige: „Für Freiheit aufzustehen, verdient Respekt, auch wenn nicht unmittelbar der Erfolg sichtbar ist.“

Am 17. Juni 1953 hatten in der gesamten DDR etwa eine Million Menschen gegen höhere Arbeitsnormen, aber auch gegen die Sozialistische Einheitspartei SED und die deutsche Teilung, für freie Wahlen und mehr Wohlstand demonstriert. Die sowjetische Besatzungsmacht, die DDR-Volkspolizei und die Staatssicherheit stoppten die Proteste. Mindestens 55 Menschen wurden getötet, mehr als 10 000 wurden verhaftet.

„Es ging um nichts Geringeres als um die Freiheit damals vor 70 Jahren in der DDR“, sagte Landtagspräsident Schellenberger. „Der Ruf der Bauarbeiter an der Stalin-Allee in Ost-Berlin war: „Kollegen, reiht euch ein, wir wollen freie Menschen sein.““ Auf dem Gebiet Sachsen-Anhalts hätten fast flächendeckend Arbeiter, Bauern und Bürger demonstriert. „Der 17. Juni 1953 ist blutig verlaufen. Und heute gedenken wir den mutigen Männern und Frauen, die damals Opfer der Gewalt des Staates wurden, die ihr Leben ließen oder die nach der Zerschlagung des Aufstandes verhaftet und zu langen Gefängnis- oder Zuchthausstrafen verurteilt wurden.“

Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) stellte den Zusammenhang zwischen den Protesten 1953 und dem Ende der DDR her: „Der 9. November 1989 war die Erfüllung eines Traums, der 1953 noch nicht Wirklichkeit werden konnte, sondern durch russische Panzer brutal niedergewälzt wurde.“ Zieschang betonte, es sei wichtig, heute Anknüpfungspunkte für die eigene Geschichte und Gegenwart zu finden. Sie hob ein Projekt Magdeburger Schülerinnen und Schüler hervor, die Zeitzeugen interviewt haben. Die unmittelbare Erlebnisgeneration und die heutige Schülergeneration zusammen zu bringen sei wertvoll, gerade weil es heute in vielen Familien nicht mehr die Möglichkeit gebe, nach den Ereignissen von 1953 zu fragen.

In vielen Orten in Sachsen-Anhalt wurde am Samstag an den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 erinnert.