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Saumagenwettbewerb Saumagenwettbewerb: Richter gehen hart ins Gericht

06.11.2002, 16:11

Landau/Godramstein/dpa. - Saumagen Nummer 027 stellte die Preisrichter vor Probleme. «Das ist eine Fischpastete im Saumagen», schimpfte Berufsschullehrer Ludwig Seel, als er die beige-braune Wurst aufschnitt. «Das kann man unter Saumagen-Kriterien gar nicht beurteilen!» Beim «2. Internationalen Pfälzer Saumagenwettbewerb» hatten Seel und seine 61 Jury-Kollegen am Mittwoch in Landau- Godramstein mit manchem Gericht ihre liebe Not. Denn erstmals waren auch «Spezialitäten» - ungewöhnliche Variationen des «Pfälzischen Nationalgerichts» - zugelassen worden.

Zum Wettbewerb um den besten Saumagen waren in diesem Jahr 150 Exemplare des Fleischgerichts aus Deutschland, Österreich und dem Elsass eingereicht worden. Als bevorzugte Speise von Altkanzler Helmut Kohl hat der Saumagen über die Grenzen der Region hinaus Bekanntheit erlangt. Ebenso dabei war auch Obermeister Klaus Wolf von der Fleischerinnung Landau/Südliche Weinstraße, die den Wettbewerb organisiert.

Für das einstige Arme-Leute-Essen, das nach Wolfs Angaben im 17. Jahrhundert in der Pfalz kreiert wurde, nannte der Oberbürgermeister folgende «Grundregel»: Etwa ein Drittel Kartoffeln, ein Drittel mageres Schweinefleisch und ein Drittel Brät mit Gemüse. Die Mischung wird mit Eiern verrührt und in den Magen gefüllt. Danach wird er drei bis fünf Stunden bei etwa 78 Grad gekocht.

Wie vor zwei Jahren nahmen die Fachleute und interessierte Laien die Saumägen sehr genau unter die Lupe. Sie erhielten auch einen Kriterien- und Punktekatalog, der die Höchstzahl 50 vorsieht.

Neben dem Aussehen und der Farbe musste bewertet werden, ob der Magen zu viel Kartoffeln enthalte oder ob er zu fett sei. Wichtig war auch die Rubrik Geruch/Geschmack: «Es muss so schmecken, dass man sagt: ich esse gleich noch eine Scheibe», riet Preisrichter und Metzgermeister Peter Joachim.

Fisch-Saumagen Nummer 027 sorgte nicht nur wegen seines Inhalts, sondern auch wegen seines Geruchs für Aufsehen bei den Juroren. Preisrichter Walter Schwartz, der an einem Nebentisch arbeitete, beklagte sich. «Der Geruch geht über alle Tische und beeinflusst das Geschmacksempfinden.»

Auch die für den Fisch-Saumagen zuständigen Juroren taten sich zunächst schwer. «Von einem Saumagen ist er weit entfernt», sagte der pensionierte Schulleiter Max Seither. «Es wäre eine riesige Schweinerei, wenn der noch am besten schmecken würde.» Doch so kam es: Beim Geschmack erhielt der Fisch-Saumagen mit 20 Punkten die Höchstzahl. Wegen anderer Unzulänglichkeiten kam der Beitrag jedoch nur auf 42 Zähler und war damit aus dem Rennen.

Besser schnitt die «gefüllte Gans» ab: Dafür hatte der Produzent eine mit Nüssen und Mandeln verzierte Gänsehaut mit dem typischen Saumageninhalt gefüllt. Die ausgefallene Kreation bekam 49 Punkte. Eine andere Saumagen-Spezialität, die mit Kastanien gefüllt war, erhielt Punktabzug, weil sie kaum nach Maronen schmeckte. Aber auch bei traditionellen Saumägen zeigten sich die Juroren streng. «Der schmeckt eher wie eine Fleischwurst - das hat mit Saumagen nichts zu tun», sagte Hotelfachfrau Marlene Graber über Nummer 110.