Nach Absage von ArcelorMittal Salzgitter und Georgsmarienhütte halten an grünem Stahl fest
ArcelorMittal will in Deutschland vorerst nun doch kein Geld in die Hand nehmen, um klimaschonenderen Stahl zu kochen. Und wie sieht es bei den Stahlwerken in Niedersachsen aus?

Salzgitter - Die beiden niedersächsischen Stahlkocher in Salzgitter und Georgsmarienhütte halten trotz der jüngsten Absage von ArcelorMittal am Umbau für grünen Stahl fest. Die Umsetzung der ersten Stufe des Umbaus sei „bereits sehr weit fortgeschritten und wird wie geplant weiter vorangetrieben“, sagte eine Sprecherin der Salzgitter AG auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa. Auch der Georgsmarienhütte-Betreiber GMH bekräftigte das Ziel, bis 2039 komplett klimaneutral zu sein.
Zugleich verlangten beide Unternehmen aber günstigere Voraussetzungen. Die Entscheidung von ArcelorMittal, seine Umbaupläne in Bremen und Eisenhüttenstadt vorerst auf Eis zu legen, bezeichnete die Salzgitter-Sprecherin als „deutliches Signal dafür, dass die Rahmenbedingungen für Transformationsprojekte verbessert werden müssen“. Jetzt komme es darauf an, den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft zu intensivieren und die Strompreise „auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu senken“.
ArcelorMittal legt Umbau in Deutschland auf Eis
Am Donnerstag hatte ArcelorMittal bekanntgegeben, dass er seine Grünstahlpläne in Deutschland vorerst auf Eis gelegt hat: Der Stahlkonzern will seine Pläne zur Dekarbonisierung der Flachstahlwerke in Bremen und Eisenhüttenstadt nicht weiterverfolgen. Das Unternehmen erklärte, dass es die Investitionen aufgrund der Marktsituation und der fehlenden Wirtschaftlichkeit einer CO2-reduzierten Stahlproduktion nicht weiterführen könne. Für die von ArcelorMittal geplanten Projekte hatte der Staat bereits 1,3 Milliarden Euro Fördermittel genehmigt.
Anders als bei ArcelorMittal läuft der Umbau in Salzgitter bereits seit Ende 2023. Die erste Anlage soll 2027 in Betrieb gehen. Daran halte das Unternehmen auch fest, betonte die Firmensprecherin. Deutschlands drittgrößter Stahlkonzern investiert dafür derzeit mehr als zwei Milliarden Euro, davon eine Milliarde Euro, die Bund und Land zuschießen. Bis 2033 will das Unternehmen komplett auf grünen Stahl umstellen und die drei kohlebefeuerten Hochöfen nach und nach durch Anlagen ersetzen, die zunächst mit Erdgas und später mit grünem Wasserstoff laufen.
Salzgitter-Hochlauf verzögert sich etwas
Salzgitter-Chef Gunnar Groebler hatte zuletzt auf der Hauptversammlung im Mai betont, dass es beim Umbau´keine Abstriche gebe. Der Hochlauf verzögert sich allerdings etwas: Statt Ende 2026 soll die neue Anlage jetzt erst im ersten Halbjahr 2027 grünen Stahl liefern. Grund seien Bauverzögerungen beim Elektro-Lichtbogenofen, wie Groebler einräumte.
Der Manager, der auch Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl ist, hatte zuvor bereits mehrmals bessere Rahmenbedingungen für grünen Stahl angemahnt. Die Industrie brauche für die neue Technik wettbewerbsfähige Strompreise und große Mengen Wasserstoff. Hier sei die Politik gefordert.
GMH produziert schon ohne Hochofen
In Georgsmarienhütte kommt der dortige Betreiber GMH Holding schon seit rund 20 Jahren ohne Hochofen aus. Seit 1994 läuft dort ein Elektrolichtbogenofen, der das Metall einschmilzt: Der Hochofen ging außer Betrieb. Statt Eisenerz dient nun Schrott als Rohstoff. „Bei der GMH Gruppe sind wir bei der grünen Transformation bereits einen Schritt voraus“, sagte GMH-Geschäftsführer Alexander Becker. Schon jetzt spare das 80 Prozent an CO2 ein.
„Unser Ziel ist es, bis 2039 klimaneutral zu sein“, betonte Becker. Wasserstoff spiele dabei anders als bei den Konkurrenten keine zentrale Rolle. „Was wir brauchen, ist Strom aus erneuerbaren Quellen zu wettbewerbsfähigen Preisen.“ Entsprechend betont auch der GMH-Chef: „Bezahlbarer Strom aus erneuerbaren Energien ist für die Zukunft der Stahlindustrie in Deutschland und Europa unverzichtbar.“ Um in Europa und weltweit konkurrenzfähig zu sein, dürfe Strom nur 4 bis 6 Cent pro Kilowattstunde kosten.