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Russland Russland: Atomgefahr durch Feuerwalze

06.08.2010, 21:35

MOSKAU/DPA. - Bei den verheerendenWaldbränden in Russland droht weiter die Gefahr,dass radioaktive Stoffe in die Luft gelangen.Auf dem Gelände des atomaren Forschungszentrumsin Sarow gut 400 Kilometer östlich von Moskauloderten gestern noch zwei Brände. Zwar erklärteder Sprecher der russischen Raketentruppen,Wadim Kowal, die atomaren Raketen und Startanlagenseien so konstruiert, dass sie gegen Blitzschlag,Kurzschluss und Brände gesichert seien. <$7>Auchder russische Atomkonzern Rosatom gab an,dass für Kernkraftwerke keine Gefahr durchdie Feuersbrunst bestehe.Jedoch warnteder russische Zivilschutzminister Sergej Schoigudavor, dass die Brände radioaktiv verseuchtenBoden im Gebiet von Brjansk (siehe Karte)aufwirbeln könnten. Die Region ist seit derAtomkatastrophe von Tschernobyl 1986 besondersvon Radioaktivität betroffen. Das Bundesamtfür Strahlenschutz beantwortet vier Fragenzu der möglichen Gefahr.

Können die Flammen tatsächlichden Boden aufwirbeln und radioaktive Substanzenfreisetzen?

Als Folge des Reaktor-Gaus von Tschernobylwurde in Europa Radioaktivität verteilt. Besondershoch war die Belastung in der unmittelbarenUmgebung von Tschernobyl. Hier kann bei Brändenauch Radioaktivität freigesetzt werden. Innatürlichen Ökosystemen wie Wald- oder auchTorfgebieten hält sich die Radioaktivitätlänger. Insbesondere in Waldböden wandernradioaktive Partikel wie Cäsium 137 nur sehrlangsam in tiefere Schichten ab. In der unmittelbarenUmgebung von Tschernobyl sind auch Bäume nochstark mit Cäsium belastet. Bei Bränden kanndieses ebenfalls freigesetzt werden.

Welche Folgen könnte das fürdie Menschen in der Region und für andereLänder - auch Deutschland - haben?

Brände können radiologische Auswirkungen aufdie unmittelbare Region haben, wenn Menschendie in der Luft befindlichen radioaktivenPartikel einatmen. Die Höhe einer daraus resultierendenStrahlenbelastung hängt vom Brandgeschehenab und ist nicht generalisierbar. Sie habenallerdings keine radiologische Bedeutung fürdas restliche Europa und Deutschland, da dieVerbreitung vor allem regional begrenzt ist.Das weiß man auch von früheren Bränden, diees in der Region bereits gab. In einem Fallwurden dabei Spuren radioaktiver Stoffe nachMitteleuropa transportiert, deren Konzentrationaus Sicht des Strahlenschutzes aber unbedenklichwaren. Aktuelle Messungen ergeben bisher keineerhöhte Luftaktivität.

Sind dennoch Schutzmaßnahmennotwendig für den Fall, dass die Werte ansteigen?

Es sind keinerlei radiologischen Schutzmaßnahmenin Deutschland notwendig, da die Belastungdafür zu gering ist. Das belegen die Erfahrungenaus früheren Bränden in der Region ausreichend.

Welche Folgen hat die Tschernobyl-Katastrophevom Jahr 1986 heute eigentlich noch für dieRegion, aber auch für Deutschland?

Nach wie vor können die Auswirkungen der Tschernobyl-Katastrophein Deutschland, zum Beispiel in Nahrungsmittelnwie bestimmten Wildpilzen oder Wildschweinen,gemessen werden. In bestimmten Gebieten Deutschlands,in denen nach Tschernobyl Cäsium 137 abgeregnetwurde, können bestimmte Pilzarten wie derHirschtrüffel aber auch Wildschweine nachwie vor überdurchschnittlich mit Cäsium 137belastet sein. Wer für sich persönlich dieStrahlenbelastung so gering wie möglich haltenmöchte, sollte deshalb auf den Verzehr vonvergleichsweise hoch kontaminierten Pilzenund Wildbret wie aus dem Bayerischen Wald,insbesondere Wildschweinen, verzichten.