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Russland Russland: Am 12. August 2000 sank die «Kursk»

Von Stefan Voß 10.08.2005, 09:59
Fotos der vor fünf Jahren in dem russischen Atom-U-Boot «Kursk» verunglückten Marinesoldaten erinnern im Hafen von Widjajewo an das Unglück. Vor fünf Jahren starben - nicht zuletzt aufgrund des miserablen Zustands der Marine und ihrer U-Boote - 118 Seeleute an Bord der «Kursk». (Foto: dpa)
Fotos der vor fünf Jahren in dem russischen Atom-U-Boot «Kursk» verunglückten Marinesoldaten erinnern im Hafen von Widjajewo an das Unglück. Vor fünf Jahren starben - nicht zuletzt aufgrund des miserablen Zustands der Marine und ihrer U-Boote - 118 Seeleute an Bord der «Kursk». (Foto: dpa) REUTERS' POOL

Moskau/dpa. - Das glückliche Ende der U-Boot-Havarie im FernenOsten Russlands am vergangenen Sonntag hat 118 Familien im Landschmerzhaft an eine frühere Marine-Tragödie erinnert. Vor fünfJahren, am 12. August 2000, löste ein defekter Torpedo an Bord desAtom-U-Boots «Kursk» in der Barentssee schwere Explosionen aus, inderen Folge alle 118 Mann Besatzung ums Leben kamen. Eine lückenloseAufklärung der Ereignisse und bessere Sicherheitstechnik für dieMarine versprach die Führung damals. Weder das eine noch das andereist nach Ansicht von Kritikern erfüllt worden.

Die meisten Angehörigen der 118 getöteten Seeleute haben sich mitder Realität abgefunden: Das Wrack der «Kursk» ist gehoben undverschrottet, fast alle Matrosen fanden ein Grab an Land, und derUntersuchungsbericht zur Ursache des Desasters bleibt aus angeblichenSicherheitsgründen für 25 Jahre geheim.

Am 12. August 2000 nimmt eine Tragödie ihren Lauf, die über Wochendie ganze Welt in Atem hielt. An jenem Samstag registrierennorwegische Seismologen gegen 9.30 Uhr MESZ zwei Explosionen in derBarentssee. Dort hält die russische Nordflotte ein Manöver ab. Alssich das hochmoderne U-Boot K-141, die «Kursk», nach zwölf Stundennicht zu einem vereinbarten Funkkontakt meldet, beginnt eine geheimeSuchaktion.

Die russische Öffentlichkeit erfährt erst zwei Tage später, dassein U-Boot in Not geraten ist. Mit ungeeigneter Technik misslingendie ersten Rettungsversuche. Wider besseres Wissen berichtet dieMarineführung noch, die Mannschaft sei wohlauf.

Erst am vierten Tag überwindet die russische Marine ihren Stolzund die Angst vor Spionage und bittet ausländische Experten um Hilfe.Eine Woche nach dem Unfall der «Kursk» treffen norwegische undbritische Retter in der Barentssee ein. Tiefseetaucher finden dasWrack in 110 Meter Tiefe vollständig geflutet vor. Der Tod dergesamten Mannschaft wird bestätigt.

Der neue Präsident Wladimir Putin muss sich bei einem Treffen mitAngehörigen schwere Vorwürfe wegen des miserablen Zustands der Marineund ihrer U-Boote anhören. Die Medien kritisieren, dass er in derersten Woche des Dramas seinen Urlaubsort am Schwarzen Meer nichtverlassen hat.

Lange Zeit beharrte die Marineführung auf ihrer Version, die über150 Meter lange «Kursk» sei nach einer Kollision mit einem U-Boot derNATO gesunken. Doch spätestens als das Staatsfernsehen Bilder von dervöllig verwahrlosten Heimatbasis der «Kursk» zeigt, ahnen vieleRussen, dass mit der eigenen Technik nicht alles in bester Ordnungsein kann. Es dauert fast zwei Jahre, bis die Ursache amtlich ist:Ein eigener defekter Torpedo habe an Bord eine Kettenreaktion ausExplosionen ausgelöst und die Katastrophe verursacht, heißt es imAbschlussbericht der Regierungskommission.

Weil nur die Schlussworte des Berichts veröffentlicht werdendurften, sind die genauen Ursachen für die Explosion bis heuteunklar. Einer der Offiziere soll bereits vor dem Auslaufen der«Kursk» einen defekten Torpedo an Bord gemeldet haben. Weil aber derKran in Widjajewo nicht einsatzfähig war und man keine Verzögerung inKauf nehmen wollte, sei die Meldung übergangen worden, berichtetenMedien. Ein Strafverfahren wurde später eingestellt.

Zwar mussten einige ranghohe Militärs ihre Posten räumen, doch voneiner Degradierung kann keine Rede sein. Der damalige Chef derNordflotte, Wjatscheslaw Popow, sitzt nun als Vertreter des GebietesMurmansk im Föderationsrat. Sein damaliger Stellvertreter,Vizeadmiral Michail Mozak, erhielt von Putin die lukrative Aufgabezugesprochen, das nordwestliche Verwaltungsgebiet um die Stadt SanktPetersburg zu kontrollieren.

Rote Nelken wirft eine trauernde Frau in der Nähe des Orts, an dem das russische Atom-U-Boot «Kursk» am 12. August 2000 gesunken ist, in die Barentssee. Ein defekter Torpedo habe an Bord eine Kettenreaktion aus Explosionen ausgelöst und die Katastrophe verursacht, heißt es im Abschlussbericht der Regierungskommission, der aus angeblichen Sicherheitsgründen für 25 Jahre geheim bleiben soll. (Foto: dpa)
Rote Nelken wirft eine trauernde Frau in der Nähe des Orts, an dem das russische Atom-U-Boot «Kursk» am 12. August 2000 gesunken ist, in die Barentssee. Ein defekter Torpedo habe an Bord eine Kettenreaktion aus Explosionen ausgelöst und die Katastrophe verursacht, heißt es im Abschlussbericht der Regierungskommission, der aus angeblichen Sicherheitsgründen für 25 Jahre geheim bleiben soll. (Foto: dpa)
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Die 118-Mann-starke Crew, die am 12.08.2000 verunglückt ist, präsentiert sich bei einer Parade anlässlich des jährlichen Marine-Tages auf dem russischen Atom-U-Boot «Kursk». (Foto: dpa)
Die 118-Mann-starke Crew, die am 12.08.2000 verunglückt ist, präsentiert sich bei einer Parade anlässlich des jährlichen Marine-Tages auf dem russischen Atom-U-Boot «Kursk». (Foto: dpa)
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