Wegen schlechter Erziehung Rügener Restaurant sperrt Kinder wegen schlechter Erziehung aus - und steht dazu

Binz - In Binz auf der Insel Rügen hat ein Restaurant mit einer neuen Regelung für Aufsehen gesorgt. In „Oma's und Küche und Quartier“ ist ab sofort Kindern unter 14 Jahren ab 17 Uhr der Zutritt versagt.
Auf der Internetseite des Restaurants wird damit geworben das „erste kinderfreie Restaurant in Binz und auf ganz Rügen, zumindest ab 17.00 Uhr“ zu sein. Schuld an der außergewöhnlichen Maßnahme sei die schlechte Erziehung der Kinder. Die Neuregelung wende sich jedoch explizit nicht gegen die Kleinen, sondern nachlässige Eltern.
Erziehung der Kinder „lässt einfach zu wünschen übrig“
Restaurantinhaber Rudolf Markl sagte dem „Nordkurier“: „Ich weiß, dass unsere Gäste diesen Schritt befürworten.“ Er habe keine andere Wahl mehr. „Die Erziehung vieler Eltern lässt einfach zu wünschen übrig, so dass sich andere Gäste permanent gestört fühlen.“ Kinder seien Kellnern schon öfter vor die Füße gelaufen, was gefährlich sei.
Zudem habe er es zunächst mit anderen Mitteln versucht. Kinderspeisekarten zum Ausmalen und Hinweisschildern für Eltern. Alles sei erfolglos geblieben. „Die Freiheit der Kinder hört da auf, wo die Freiheit der anderen Gäste beschnitten wird”, findet Markl.
Kinderloser Urlaub in Tourismusbranche kein Fremdwort mehr
Das Segment für ausdrücklich kinderlosen Urlaub gebe es im Tourismus schon länger, sagt Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbands. „Zum Beispiel in der Karibik. Jeder Hotelier kann festlegen, ob sein Haus für Kinder geeignet ist oder nicht.“
So wie es Familienhotels gebe, gebe es eben auch Häuser, die sich auf kinderlosen Urlaub spezialisiert hätten. „Natürlich obliegt es jedem selbst, seine Zielgruppe auszuwählen.“ Ob solche Angebote heute stärker nachgefragt werden als früher, kann Schäfer aber nicht sagen. Konkrete Zahlen lägen ihm nicht vor.
Mecklenburg-Vorpommern setzt auf Kinderfreundlichkeit
Vorsichtiger Widerspruch kommt vom Präsidenten des Hotel- und Gaststättenverbands Mecklenburg-Vorpommern (Dehoga), Lars Schwarz. Grundsätzlich stehe es zwar jedem Gastronom oder Hotelbetreiber frei, seine eigene unternehmerischen Entscheidungen zu treffen, betont er.
„Aber wir zielen in MV auf Kinderfreundlichkeit.“ Es gebe viele Häuser, in denen die Kleinen nicht nur toleriert, sondern erwünscht seien. Aber natürlich könnten manche Kinder noch etwas gute Erziehung genießen, räumt auch Schwarz ein.
Gastwirt Markl eröffnete erstes Nichtraucherlokal der Insel
Für Markl ist die Rolle des polarisierenden Gastwirts nicht ganz neu. Als er sein Restaurant im Jahr 2007 eröffnete, sei es das erste Nichtraucherlokal der Insel gewesen. Das Rauchverbot bestand damals noch nicht. „Aber auch das wurde akzeptiert und gut angenommen“, sagt er.
Und auch jetzt steht er zu der Entscheidung zur abendlichen Kinderfreiheit. Besonders hat er sich nach eigener Aussage über eine WhatsApp-Nachricht eines Freundes gefreut, der ebenfalls Gastwirt auf der Insel sei: „Der hat gesagt, seit 22 Jahren geht er mit diesem Gedanken schwanger und wollte das auch machen, hat aber einfach den Mut nicht gefunden. Ich finde das ganz toll.“
Facebook-Nutzer geteilter Meinung bei Kinder-Verbot
Auf Facebook sind die Nutzer geteilter Meinung. Auf der Seite des Restaurants ist sowohl Zustimmung als auch Kritik zu lesen: „...ohne Kinder...und ich finde es nicht schlimm ..denn es gibt genug Restaurants..wo man mit Kind hin gehen kann...“. Aber auch: „Was ist das für ein Restaurant dass sich Omas Küche nennt und Kinder nicht zu Gast sein dürfen?! OHNE kinder KEINE oma!!!!“ ist hier zu lesen.
(mz)