Rückwärts- und Treppenläufer Rückwärts- und Treppenläufer: «Nur runter mit dem Lift»

Stuttgart/dpa. - Dold stürmtleidenschaftlich gern Hochhäuser und Fernsehtürme empor. Auch dasRückwärtslaufen hat es ihm angetan: Mittlerweile hält er in dieserunnatürlichen Fortbewegungsart sechs «Weltrekorde», die natürlichnicht bei den Vorwärtsläufern des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) verzeichnet sind.
Der gebürtige Schwarzwälder aus Steinach im Kinzigtal ist Treppen-Wettkampfläufer und möchte im «Taipeh 101», wie der Wolkenkratzerheißt, unter etwa 1500 Teilnehmern wieder eine vordere Platzierungbelegen. «Ich hoffe, noch ein bisschen schneller als die 11:16Minuten aus dem letzten Jahr zu laufen, als ich Zweiter war, und mitetwas Glück wieder auf dem Podest zu stehen», sagt Dold. Der Studentder Wirtschaftswissenschaften kommt vom Berglaufen, wo er zumNationalteam des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) gehört.
Warum rückwärts? Dold hat dafür sogar eine medizinische Erklärung:«Wenn ich durch gelegentliches Rückwärtslaufen die Disbalance meinerBeinmuskulatur verringern kann und dadurch das Verletzungsrisikosinkt, ist das sicher genauso interessant wie wenn ich beim Trainingden einen oder anderen Vorwärtsläufer überhole.» In der Tat könnte erim Sportabitur beim Cooper-Test sowohl vorwärts als auch rückwärtsdie Bestnote 1,0 erzielen. Dafür muss man 3000 Meter in zwölf Minutenzurücklegen. Dold schafft es mit Fersen und Po voraus in 11:25.
Steht jedoch die Treppenlaufsaison an, konzentriert sich derAusdauerspezialist intensiv darauf: So wie jetzt auf Taipeh, dann imFebruar auf den spektakulären Empire State Building Run Up in NewYork, den er schon zweimal gewonnen hat, oder im Juni auf die Läufeauf den Fernsehturm in Stuttgart und ein Hotel am Alexanderplatz inBerlin. Dann spurtet Dold im Training die knapp 200 Meter denMaintower in Frankfurt oder die 150 Meter den Fernsehturm inStuttgart hinauf. Bis zu zweimal in der Woche ist er in derVorbereitung im Treppenhaus zu finden, wo er meist dreiWiederholungen absolviert. Runter geht's aber immer mit dem Lift. «Sospare ich Kraft und schone die Gelenke.»
Das intensive Training hat sich erst vergangene Woche wiederbezahlt gemacht, als der das Rennen auf den Wiener Donauturm gewann.«Wenn ich zu langsam laufe, kämpfe ich gegen jede Stufe einzeln. Abeiner Geschwindigkeit von ungefähr drei Stufen pro Sekunde meint man,eher auf einer schiefen Ebene nach oben zu laufen», erklärt Doldseine Taktik.
Fragen nach seinem Geisteszustand nimmt er ebenso locker wie dieStufen: «Treppensteigen muss jeder, täglich! Dass ich daswettkampfmäßig betreibe, ist vielleicht gewöhnungsbedürftig», sagter. «Trotzdem hoffe ich, dass es Nachahmer findet, denn Treppenlaufenist prinzipiell sehr gesund und die Aussicht hinterher fantastisch.Hinzu kommt, dass oben die Erschöpfung ganz schnell einemunglaublichen Glücksgefühl weicht.»