Rückkehr von der ISS Rückkehr von der ISS: Gerst wohnt in einem Appartement mit runden Möbeln

Köln - So minuziös wie sein Aufenthalt im All sind auch die ersten Stunden, Tage und Wochen von Alexander Gerst nach seiner Rückkehr geplant. Aus gutem Grund – nach fünf Monaten in der Schwerelosigkeit haben Astronauten mit einigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Muskeln und Knochen wurden, trotz täglichen Fitnesstrainings im All, zu wenig beansprucht und haben sich zurückgebildet, das Herz muss auf der Erde wieder gegen die Schwerkraft anpumpen, der Gleichgewichtssinn sich neu sortieren und mit der Orientierung im Raum ist es in den ersten Tagen nach der Rückkehr aus dem Orbit auch nicht weit her.
Ein Team von Medizinern und Physiotherapeuten beginnt gleich am Dienstag mit Aufbautraining – allerdings anfangs behutsam, im Schwimmbecken und mit manueller Therapie. Runde Ecken im Quartier von Alexander Gerst verhindern, dass er sich wegen des noch gestörten Gleichgewichtssinns schmerzhaft an den Möbeln stößt. Anfangs sind heimkehrende Astronauten manchmal nicht in der Lage, den simplen Finger-zur-Nase-Test zu machen – das Gehirn berechnet das Gewicht des Arms noch nicht wieder mit.
Besonders genau wird auch die Sehkraft geprüft. Viele heimkehrende Astronauten klagen über Augenprobleme. Deren Ursache wird noch erforscht, man vermutet einen veränderten intrakraniellen Druck als Auslöser.
Frits de Jong, Leiter des biomedizinischen Teams, erklärt die speziellen Erfordernisse der Astronauten-Reha: „Unsere Physiotherapeuten in Köln-Porz sind führend in der Nutzung von Ultraschall: Damit kann Gerst überprüfen, ob er die tiefen Rückenmuskeln anspannt, die im All kaum gefordert waren.“ Da Astronauten in der Schwerelosigkeit wachsen, um bis zu sieben Zentimeter wird das Rückgrat länger, wird während der Rehabilitation besonders darauf geachtet, die Bandscheibe nicht zu stark zu belasten.
Einen Spaziergang durch den Herbstwald, nach dem sich Alexander Gerst auf der ISS gesehnt hatte, darf er aber schon nach wenigen Tagen machen. Auch die Quarantäne ist nicht mehr so streng wie vor dem Flug: „Wenn sich Herr Gerst jetzt einen Schnupfen holt, ist das zwar nicht schön für ihn, gefährdet aber nicht das Raumfahrtprogramm“, sagt Esa-Pressesprecher Jules Grandsire – und eilt davon. Mit seinen Kollegen steckt er längst in der Vorbereitung des Abflugs der nächsten europäischen Astronautin, Samantha Cristoforetti.