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Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz: Angst vor Amoklauf nach Äußerungen im Chat

Von Alexandra Burck 15.11.2007, 12:34
Schüler fahren durch das Tor der Integrierten Gesamtschule Mainz im Stadtteil Bretzenheim. (Foto: ddp)
Schüler fahren durch das Tor der Integrierten Gesamtschule Mainz im Stadtteil Bretzenheim. (Foto: ddp) ddp

Mainz/ddp. - Mit schnellen Schritten eiltdie Sekretärin der Integrierten Gesamtschule im Mainzer StadtteilBretzenheim auf einen der verschlossenen Eingänge des Schulgebäudeszu: «Die Schule ist geschlossen, wir geben keine Auskunft». Auf derHomepage der Einrichtung teilt die Schulleiterin in großen Letternmit: «In Absprache mit der Polizei fällt heute wegen einerungeklärten Amok-Drohung der Unterricht aus.»

In einem Chat-Forum im Internet kursierten einem Sprecher derMainzer Polizei zufolge am Mittwoch «verbal-aggressive» Einträge, indenen von «Amok» und «morgen» die Rede war. Die Schule wurdedaraufhin am Donnerstag um 6.30 Uhr von der Polizei vollständigabgeriegelt. Doch bereits im Verlauf des Vormittags gaben dieErmittler Entwarnung. «Wir haben derzeit keine Hinweise auf einekonkret geplante Amoktat», sagt Polizeisprecher Kai Süßenbach aufeiner eilig einberufenen Pressekonferenz im Mainzer Rathaus.

Die Schule werde dennoch auch am Freitag geschlossen bleiben,kündigt Schulleiterin Christel Liefke an. Zu diesem Schritt habe sichdie Leitung des Hauses auf Anraten der Polizei entschlossen, um denrund 1400 Schülern Zeit zu geben, sich zu beruhigen und Abstand zumGeschehen zu erlangen. Der Schulbetrieb soll am Montag wieder normalweitergehen.

Am Mittwochabend waren besorgte Eltern auf die verdächtigenEinträge im Internet gestoßen. Es habe daraufhin mehr als 100 Anrufebei Lehrern und der Polizei gegeben, sagt Liefke. Sie habeentschieden, «da brauchen wir Profis» und wandte sich an die Polizei.Dennoch sei sie selbst zu keiner Zeit wirklich beunruhigt gewesen,dass «etwas Schlimmes geschehen» würde. Aber trotzdem habe manhandeln müssen, fügt sie hinzu.

Der Polizei zufolge wurden die verdächtigen Äußerungen in einemForum veröffentlicht, in dem die Schüler ihre Trauer über denSelbstmord eines 15 Jahre alten Mitschülers am Sonntag verarbeiten.Ins Visier der Fahnder geriet schnell ein enger Freund des Toten. Beieiner Durchsuchung seiner Wohnung am späten Mittwochabend konnte diePolizei aber nichts Verdächtiges feststellen. Auch die Vernehmungenvon Schülern brachten keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung.Bislang konnte die Polizei noch keinem Schüler nachweisen, Urheberder Einträge zu sein.

Vor einer Eisdiele gegenüber der Gesamtschule stehen Tobias (16),Jens (16) und Christian (14) zusammen. Auch sie sehen die möglichenAmok-Drohungen im Zusammenhang mit dem Suizid des 15-Jährigen, mitdem Tobias in eine Klasse ging. Sie beschreiben den Toten alsausgesprochen fröhlichen Jugendlichen, der zudem sehr beliebt gewesensei. Umso größer scheint die Bestürzung bei den Schulkameraden.Einige Schüler hätten sich über den Selbstmord aber auch lustiggemacht - und damit die Gefühle der Trauernden sehr verletzt. Tobias,Jens und Christian können sich vorstellen, dass die Amok-Drohungdadurch ausgelöst worden sein könnte.

Wirklich beruhigt scheint das Trio weder durch die Entwarnung derPolizei noch durch die Maßnahmen der Schulleitung. «Es bleibt einungutes Gefühl. Wenn einer wirklich Amoklaufen will, dann halten ihnauch zwei Tage schulfrei nicht davon ab», sagt Jens.

Die Polizei sucht nun nach möglichen Einträgen in weiteren Forenund versucht, den Urheber der Einträge zu ermitteln. Der Betreffendewerde sich möglicherweise wegen des Straftatbestands der Androhungeiner Straftat zu verantworten haben, sagt Süßenbach.

Unterdessen wurde eine weitere Drohung gegen eine Schule bekannt.Ein Unbekannter habe mit einem dicken Filzstift von außen an dieFensterscheibe einer Grundschule in Frankenthal geschrieben «Ichbringe euch alle um am 16.11.», sagt ein Polizeisprecher inLudwigshafen. Der Schriftzug sei bereits am Montag entdeckt worden.Die Polizei gehe allerdings nicht von einer ernsthaften Drohung aus.Der Schulbetrieb wurde den Angaben zufolge nicht unterbrochen. AmFreitag sei es den Eltern freigestellt, ob sie ihr Kind zur Schuleschicken oder nicht.

Ein Erwachsener verlässt am Donnerstag das Gebäude der Integrierten Gesamtschule im Mainzer Stadtteil Bretzenheim. (Foto: dpa)
Ein Erwachsener verlässt am Donnerstag das Gebäude der Integrierten Gesamtschule im Mainzer Stadtteil Bretzenheim. (Foto: dpa)
dpa