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Remake einer Leinwandlegende Remake einer Leinwandlegende: Hüftschwung oder müde Glieder: Dirty Dancing 2 im Kino

Von Dorit Koch 27.04.2004, 08:25
Katey (Romola Garai) und Javier (Diego Luna) tanzen eng umschlungen in einer Szene des Kinofilms «Dirty Dancing 2». (Foto: dpa)
Katey (Romola Garai) und Javier (Diego Luna) tanzen eng umschlungen in einer Szene des Kinofilms «Dirty Dancing 2». (Foto: dpa) Buena Vista

Hamburg/dpa. - Deutschlands Tanzlehrer stehen schon in den Startlöchern: «Wir sind bereit für den Siegeszug des Salsa-Films "Dirty Dancing 2"», kündigt der Allgemeine Deutsche Tanzlehrerverband (ADTV) zuversichtlich an. Wenn das Remake des Kino-Hits aus den 80er Jahren am Donnerstag (29. April) bundesweit anläuft, sind die ADTV- Schulen bestens gewappnet. Ein Großteil der Lehrer kennt den Film, hat die Musik im Kopf und die Choreografie einstudiert. Die Kurse könnten sofort starten - vorausgesetzt, es gibt Interessenten.

«Wir hoffen sehr, dass es wieder einen Ansturm auf unsere Angebote geben wird», sagt Jan Giesel, Inhaber der Tanzschule Möller in Hamburg. Sein Mitarbeiter Olaf Pries hat die Schritte und Figuren aus dem neuen Film für die Kurse ausgewählt und sie erst kürzlich seinen bundesweiten Kollegen vorgestellt. Statt Mambo gibt jetzt Salsa den Rhythmus an. «Das ist Lebensfreude pur», schwärmt Giesel. Aber bei allem Optimismus hegt auch der Tanzschulbetreiber seine Zweifel: «Ganz so extrem wie damals wird es wohl leider nicht werden.»

Damals - das war das Jahr 1987, in dem der legendäre Streifen mit Patrick Swayze und Jennifer Grey in die Filmgeschichte einging. Die Liebe zwischen dem Tanzlehrer Johnny (Swayze) und der behüteten Arzttochter «Baby» - eingebettet in viele Tanzszenen - lockte allein im Westen Deutschlands 8,7 Millionen Zuschauer in die Kinos. Aber auch in der damaligen DDR wurde der Streifen ein Riesen-Hit. Der romantische Film entfachte bei Jung und Alt die Lust aufs Tanzen. Überall sprossen Mambo-Kurse aus dem Boden, jeder wollte so tanzen wie Johnny und Baby!

Doch wer bei «Dirty Dancing 2» auf einen Folgefilm hofft, wird enttäuscht: Bis auf den Titel, aus dem gerade aus rechtlichen Gründen die Ergänzung «Havana Nights» gekürzt wurde, haben die Werke nicht viel miteinander zu tun. «Ich wollte nicht das Original imitieren, weil ich den Film und seine Fans zu sehr respektiere», sagt Regisseur Guy Ferland. Den Rahmen gab aber der Kultfilm vor: Eine behütete 18-Jährige aus den USA verliebt sich am Vorabend der Revolution 1958 in Havanna in einen jungen Kubaner, einen begnadeten Tänzer. Als Paar im Privaten und beim Tanzwettbewerb schockieren sie ihr Umfeld.

Selbst Swayze ist wieder als Tanzlehrer dabei, wenn auch nur mit zwei kurzen Auftritten. Doch die professionellen Tanz-Experten sind längst von den neuen Dirty Dancern - Romola Garai und Diego Luna - begeistert. «Der Film ist viel echter und das tolle Tanzpaar wesentlich besser als im Original», schwärmt Giesel. Viele Fans dagegen sind hin- und hergerissen zwischen Vorfreude und Ablehnung: «Ich kann es kaum erwarten!» oder «Man darf Dirty Dancing nicht kopieren oder ohne Baby und Johnny drehen», schreiben sie im Internet.

Skeptisch ist man auch bei der Teenie-Zeitschrift «Bravo». «Das Original war künstlerisch um Klassen besser», meint Filmredakteur Stefan Sielaff. «In unserer Zielgruppe könnte er aber funktionieren, denn Tanzfilme laufen bei den zwölf- bis 16-Jährigen immer gut.» Auch der Soundtrack, der von Musikern wie Wyclef Jean und Christina Aguilera bestückt wird, könne nicht mit einem Hit wie «I've Had The Time Of My Life» aufwarten. Der Film starte nur mit relativ wenigen Kopien. «Wenn der eine Million Zuschauer schafft, dann ist das sehr viel.»