Verfallene Areale Reiz der verlassenen Orte - Land mit vielen Lost Places
Schummrige Industriebrachen und alte Standorte der Sowjetarmee finden sich in Brandenburg im gesamten Land verteilt. Auf einige Menschen wirken diese Orte magisch. Wieso eigentlich?

Potsdam - Alte Sowjetkasernen, verwaiste Heilanstalten oder Industrieruinen: Verlassene Orte üben auf manche Menschen einen besonderen Reiz aus. In Brandenburg gibt es sie zuhauf und im ganzen Bundesland verstreut. „Brandenburg deckt einen speziellen Themenbereich ab“, sagt Daniel Boberg, Fotograf und Autor des Buches „Lost Places - Brandenburg“. Viele Orte hätten einen Bezug zur ehemaligen Sowjet-Besatzung.
Boberg, der in Brandenburg viele Lost Places besucht hat, fällt es schwer, einen Lieblingsort herauszupicken. Aber die verschiedenen Heilstätten wie in Beelitz seien schon besonders. Da stecke viel Vergangenheit drin, die heutigen Kliniken seien komplett anders gebaut, sagt er. Neben den berühmten Einrichtungen in Beelitz-Heilstätten gibt es noch andere ähnliche Einrichtungen wie die ehemalige Lungenanstalt am Grabowsee (Landkreis Oberhavel). Zu Bobergs Lieblingsorten gehören auch viele der alten Volkseigenen Betriebe (VEB). Von diesen gibt es in Brandenburg einige - etwa in Fürstenwalde, Eisenhüttenstadt oder Senftenberg.
Die Orte sucht Boberg in Eigenrecherche. Er nutzt dazu etwa Google Maps, um eine Draufsicht auf die Orte zu bekommen. Hin und wieder bekommt er auch einen Hinweis von anderen Lost-Places-Liebhabern. „Es geht mir darum, die Geschichte des Ortes zu erzählen und den aktuellen Stand des Objekts zu erzählen“, erklärt er die Motivation hinter seinen Bildern.
Orte nicht immer abgesperrt
Grundsätzlich sei er nie allein auf seinen Entdeckungstouren unterwegs, erzählt Boberg. „Falls was passiert und man irgendwo durchbricht.“ Bisher sei aber noch nichts passiert. Orte, die abgesperrt seien, betrete er nicht. Das wäre dann Hausfriedensbruch.
Das Land Brandenburg schaut bei den Lost Places vor allem auf den Sicherheitsaspekt. Das Grundgesetz stelle klar, „dass Eigentum nicht nur private Rechte, sondern auch gesellschaftliche Pflichten mit sich bringt“, betont ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Der Eigentümer eines Gebäudes sei „im Rahmen seiner Verkehrssicherungspflicht für den baulichen Zustand verantwortlich“.
Land hofft auf Menschen, die sich der Gebäude annehmen
Ziel sei es, einen Teil der Gebäude wieder absehbar nutzbar zu machen. So werden unter anderem Maßnahmen „zur Wieder- und Zwischennutzung von Industrie-, Verkehrs- oder Militärbrachen“ gefördert, schreibt der Sprecher. Das betreffe insbesondere den Wohnungsbau. Auch der Erwerb von Altbauten sei förderfähig. Beispielsweise, wenn eine Kommune ein Gebäude erwerben möchte. „Das kann auch eine Industriebrache sein. Viele Beispiele von innerstädtischen Industriebrachen finden sich in Forst (Lausitz).“