Raumfahrt Raumfahrt: «Phoenix» landet nach 680 Millionen Kilometern auf dem Mars

Washington/dpa. - Diedreibeinige, 410 Kilogramm schwere Sonde setzte am Montagmorgen um01.38 MESZ in der Nordpol-Region des Erd-Nachbarn weich auf. Rund 20Minuten später wurden die Sonnensegel planmäßig ausgefahren. ZweiStunden nach der Landung erreichten erste Live-Bilder der Marssondedas Kontrollzentrum der US-Weltraumbehörde NASA.
«Es ist wunderbar, die Bilder sind gestochen scharf», schwärmteein NASA-Manager. «Die Sonde befindet sich in fast vollkommen flachemGelände» in der Region um den Mars-Nordpol. Die Schwarz-Weiß-Bilderzeigten neben den Sonnensegeln auch Marslandschaft in der Umgebungmit Felsen und Steinen.
Nach dem Aufsetzen des Landemoduls war unter den NASA-Mitarbeitern im Kontrollzentrum in Pasadena (Kalifornien)frenetischer Jubel ausgebrochen. «Nicht einmal in meinen Träumenhätte ich mir vorgestellt, dass alles so glatt verläuft»,kommentierte «Phoenix»-Projektleiter Barry Goldstein das Manöver.«Wir sind mitten in unserem Zielgebiet gelandet.»
Im Unterschied zu Mondlandungen oder Einsätzen an derInternationalen Raumstation ISS gab es zunächst keine Live-Bilder.Zunächst mussten sich die NASA-Mitarbeiter mit Funksignalen zurBestätigung der Landung begnügen. Diese brauchten 16 Minuten, um die275 Millionen Kilometer zur Erde zurückzulegen.
Marslandungen gelten als äußerst riskant: In den vergangenenJahrzehnten waren über die Hälfte der gut ein Dutzend Mars-Missionenfehlgeschlagenen. Mehrere Sonden zerschellten beim Anflug auf denPlaneten, verloren den Funkkontakt oder hatten andere schwereProbleme.
Auch das Aufsetzen des «Phoenix» in der Nacht zum Montag galt als«Zitterpartie». Als besonderes Problem galt es, die Sonde vomEintritt in die Marsatmosphäre bis zur Landung innerhalb wenigerMinuten von rund 20 000 auf etwa zehn Stundenkilometer abzubremsen.«Die Atmosphäre wird immer dicker, "Phoenix" wird langsamer undlangsamer», beschrieb ein Mitarbeiter im Kontrollzentrum die heiklePhase, als die Sonde von Fallschirmen gebremst in das Zielgebieteinschwebte. «Sieben Minuten der Angst», beschrieb die NASA denschwierigsten Teil der Mission. Es handelte sich um die erste Landungin der eisigen Nordpolregion des Roten Planeten.
Zusammen mit der Sonde reiste eine Spezialkamera aus Deutschlandzum Mars. Die Kamera aus dem Max-Planck-Institut fürSonnensystemforschung im niedersächsischen Katlenburg-Lindau solleine entscheidende Rolle bei der Suche nach gefrorenem Wasser imMarsboden spielen. Es handele sich um «die erste Kamera im All, derenFokus sich verstellen lässt», schwärmte Chef-Entwickler Horst UweKeller.
In den nächsten drei Monaten - dann ist Frühling und Sommer imLandegebiet auf dem Roten Planeten - soll der 2,4 Meter langeRoboterarm von «Phoenix» den gefrorenen Polarboden durchgraben. DieExpedition wird unter anderem untersuchen, ob das Eis nahe derMarsoberfläche regelmäßig schmilzt. Das würde bedeuten, dass es dortLebensraum für Mikroorganismen gibt. Zu klären ist auch, ob der Bodenlediglich wenige Zentimeter oder möglicherweise mehr als einen halbenMeter tief gefroren ist. Die Bodenproben werden in einem Labor in derSonde erhitzt und untersucht. Das gesamte Projekt «Phoenix» kostetnach Angaben der NASA 420 Millionen Dollar (knapp 310 MillionenEuro).
Zugleich erhoffen sich die Wissenschaftler weitere Erkenntnisseüber den Klimawandel. Sie hoffen durch die Untersuchungen zu klären,warum aus dem einst feuchten und warmen Mars ein kalter Planet mitvereisten Polarkappen wurde. Die Temperaturen auf dem Mars schwankenzwischen minus 125 und plus 35 Grad Celsius. Ursprünglich sollte dieSonde schon 2001 zum Einsatz kommen. Die Reise wurde dann abergestrichen, nachdem 1999 der «Mars Polar Lander» in der Nähe desSüdpols verloren gegangen war.
