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Raumfahrt Raumfahrt: Entfaltung der ISS-Sonnensegel war erfolgreich

14.09.2006, 06:47
Die internationale Raumstation ISS (Foto: dpa)
Die internationale Raumstation ISS (Foto: dpa) dpa

Washington/dpa. - Golden glänzten diebeiden sich gegenüber liegenden Flügel nach der Ausbreitung amDonnerstag vor dem Hintergrund des Nachthimmels im All - einspektakuläres Bild, das auch bei den verwöhnten Experten imKontrollzentrum in Houston (Texas) Begeisterung und Bewunderungauslöste. «Die Stimmung war toll. Wir waren schon etwas nervös»,bekannte Sprecherin Laura Rochon.

Die bei zwei Außenbordeinsätzen am Montag und Mittwochvorbereitete Entfaltung der Segel 350 Kilometer über der Erde bildeteden Höhepunkt der Mission des Shuttles «Atlantis», das noch bis zum18. September an der ISS angedockt ist. Und es ging um sehr viel: EinGelingen war die Grundvoraussetzung für den geplanten weiteren Ausbauder Station unter anderem mit dem europäischen Weltraumlabor«Columbus» im kommenden Jahr. Die bisherige Stromversorgung würde fürden Betrieb dieses neuen Moduls und anderer neue Teile nämlich beiweitem nicht ausreichen. Mit den Segeln ist das Problem gelöst.

«Wenn das Entfalten gelingt, werden wir alle sehr, sehr glücklichsein», hatte denn auch «Atlantis»-Commander Brent Jett vor Beginn desManövers am Donnerstagmorgen gesagt. Es zog sich dann über mehrereStunden und wurde tatsächlich für einige Zeit zur Zitterpartie. Beivorausgegangenen nächtlichen Tests des Drehgelenks der Sonnensegel,das zur Ausrichtung auf die Sonne einwandfrei funktionieren muss,tauchte plötzlich ein Software-Problem auf. Das heißt, Computer-Kommandos von «Mission Control» in Houston blieben unbeantwortet.

Der Fehler konnte dann aber behoben werden, und die Ausbreitungder zuvor wie eine Ziehharmonika zusammengefalteten Segel begann mitetwa zweistündiger Verspätung. «Ein bisschen Drama schadet nicht»,witzelte Astronaut Jeff Williams an Bord der ISS - aber erst nacheinem Seufzer der Erleichterung. Kyle Herring im Kontrollzentrumkommentierte stolz: «Die Internationale Raumstation beginnt ihreFlügel zu spreizen.»

Dabei sah es eher so aus, als würden zwei Jalousienheruntergezogen. Die beiden aus 82 einzelnen «Decken» mit zusammen65 600 Solarzellen bestehenden Segel hatten ursprünglich bereits imMai 2003 angebracht werden sollen, mussten dann aber wegen des Stoppsaller Transportflüge nach dem «Columbia»-Absturz am 1. Februar desJahres am Boden bleiben. Somit waren sie seit Jahren zusammengefaltetwie ein Akkordeon in einer Verpackung aufbewahrt worden und musstennun am Donnerstag behutsam stufenweise gelöst werden. Das geschah inzwei großen Phasen mit einer Pause dazwischen, um der Sonne dieGelegenheit zur Erwärmung der «Decken» zu geben: Dadurch sollte einVerhaken der einzelnen Teile vermieden werden, wie sie bei derEntfaltung anderer ISS-Sonnensegel vor sechs Jahren passiert war.

Aber diesmal ging alles glatt, und am frühen Nachmittag MESZkonnten die 293 Millionen Euro teuren Segel, die zusammen eine Längevon gut 73 Metern haben, erstmals in «ihrer vollen Pracht» bewundertwerden, wie eine NASA-Sprecherin in Houston es formulierte. Amwichtigsten aber: Künftig wird die Station dank der neuen Vorrichtungdoppelt so viel «Saft» erhalten wie bisher. Voll in Betrieb genommenwird die Solareinrichtung allerdings erst im kommenden Jahr - dann,wenn das Labor «Columbus» und ein weiteres japanisches Moduleingetroffen sind.

An diesem Freitag sollen zwei «Atlantis»-Astronauten bei einemdritten Außenbordeinsatz Abschlussarbeiten erledigen. Unter anderemwird es dabei um Kommunikationssysteme und die Installation einergroßen Kühlanlage zum Schutz der Segel-Elektronik gehen. Am 20.September soll die «Atlantis» auf die Erde zurückkehren.