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Ratten erobern den Louvre Ratten erobern den Louvre: Fans des Films "Ratatouille" füttern in Paris die Nager

Von Christine Longin 30.07.2014, 09:56
Im Film „Ratatouille“ sitzt die Ratte Rémy in der Küche auf der Hand von Hilfskoch Linguini.
Im Film „Ratatouille“ sitzt die Ratte Rémy in der Küche auf der Hand von Hilfskoch Linguini. DPA Lizenz

Paris - Mona Lisa, Venus von Milo und Spitzenklöpplerin: für diese Kunstwerke ist der Pariser Louvre bekannt. Momentan macht das weltberühmte Museum allerdings ganz andere Schlagzeilen. In den Gärten vor dem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert haben sich Ratten breitgemacht. Hunderte sollen es sein, die das Gebüsch rund um die Tuilerien bevölkern. Zeitungen und Fernsehen zeigen Bilder der Nager, die am helllichten Tag Essensreste verspeisen und auch noch von Kindern gefüttert werden.

Film macht Ratten sympathisch

Vom „Ratatouille“-Effekt sprechen die Spezialisten, die sich mit der Vernichtung der rund sechs Millionen Ratten von Paris befassen. „Der Animationsfilm hat diesen Nagern ein sympathischeres Image beschert. Es gibt inzwischen Leute, die eine Ratte süß finden“, zitiert die Zeitung „Le Parisien“ gestern einen professionellen Rattenvernichter. „Die Leute füttern sie mit Sandwich-Resten und Kuchenstücken. Das zieht sie natürlich an“, bemerkt sein Kollege. „Ich habe schon welche gesehen, die 30 Zentimeter groß waren.“

Schon dreimal schickte die Stadtverwaltung in den vergangenen Wochen die Rattenjäger los, um der Plage Einhalt zu gebieten. In der Metro oder an den Ufern der Seine sind die Nager häufig zu sehen. Doch vor einer Sehenswürdigkeit wie dem Louvre, den jedes Jahr fünf Millionen Menschen besuchen, waren die Tiere bisher selten. Das Image von Paris, der mit knapp 30 Millionen Touristen meistbesuchten Stadt der Welt, könnte unter der Plage leiden.

„Das ist ganz schön eklig, denn hier spielen ja auch Kinder“, sagt die 17-jährige Berlinerin Janina, die in Paris Urlaub macht. „Ich würde mich hier zwar noch auf eine Bank setzen, aber nicht mehr picknicken“. Doch vor allem jüngere Besucher der Stadt scheinen die lebendige Version von Rémy, der kochenden Ratte aus dem Film „Ratatouille“, zu lieben. Kein Wunder, denn im Disneyland in Marne-la-Vallée bei Paris gibt es seit gut zwei Wochen als neue Attraktion „Ratatouille“. Auf Rattengröße können die Besucher da im Ratmobil durch die Welt des vierbeinigen Feinschmeckers fahren und im Restaurant essen. Eine echte Ratte ist nach dem Besuch in der Rattenwelt nichts Besonderes mehr.

Bauarbeiten sind mögliche Ursache

Die Zahl der Nager ist in Paris allerdings seit Jahren stabil. In diesem Jahr haben die auf Rattenvernichtung spezialisierten Unternehmen nicht mehr Anrufe als sonst bekommen, um gegen die ungeliebten Mitbewohner der alten Pariser Häuser vorzugehen. Doch im Gegensatz zu früheren Jahren zeigen sich die Tiere offener. Experten machen dafür den milden Winter, die Unwetter der vergangenen Wochen und Bauarbeiten verantwortlich, die - wie am Louvre - die Ratten aus ihren Löchern treiben. Am Pariser Bahnhof Saint-Lazare herrschte vor Jahren auch eine Rattenplage, als dort gebaut wurde. Erst eine radikale Vernichtungsaktion machte den Nagern dort ein Ende. (MZ)