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Randsportart Randsportart: Arschbomber wollen salonfähige Sportler werden

Von Dörthe Hein 13.08.2006, 14:49
Der Gewinner der Weltmeisterschaften im Splashdiving, der Weltmeister von 2004, Christian «Elvis» Guth aus Bayreuth, der auch Nationaltrainer ist, fliegt am Sonntag (13.08.2006) im Freibad Dillingen in das Wasserbecken. (Foto: dpa)
Der Gewinner der Weltmeisterschaften im Splashdiving, der Weltmeister von 2004, Christian «Elvis» Guth aus Bayreuth, der auch Nationaltrainer ist, fliegt am Sonntag (13.08.2006) im Freibad Dillingen in das Wasserbecken. (Foto: dpa) dpa

Dillingen/dpa. - Auf dem Weg vom Zehn-Meter-Brett ins gekräuselte Wasser schafft derehemalige Weltmeister fünf Schrauben. Die etwa 100 Zuschauer amBeckenrand klatschen und suchen sich zugleich ein trockenesPlätzchen. Den fast ebenso stark vertretenen Athleten ist es egal:Hier kämpfen die härtesten Kerle um die weltbeste Arschbombe.

Bei der Arschbomben-WM in Dillingen ging es am vergangenenWochenende um die spektakulärsten Sprünge vom Zehn-Meter-Brett.Landung ist - wie der Name sagt - zumeist auf dem Hinterteil.Möglichst laut muss es beim Aufprall auf die Wasseroberflächeklatschen. Zuvor müssen die anderthalb Sekunden nach dem Absprungmöglichst originell gefüllt werden. Zwölf offizielle Figuren wurdenbislang entwickelt: vom «cannonball», einem gehockten Sprung, bis zur«potato», einem Sprung kopfüber ins Wasser.

Die Jury gibt Christian Guth Noten zwischen 4,5 bis 9,5 - dieSkala reicht bis 10. Anzeichen von Schmerz sind im Gesicht desSpringers kaum zu sehen - auch das wird gewürdigt. «Es gibt einegewisse Schmerzphase, aber die geht schnell vorbei», sagt der 21-jährige Guth nach dem Sprung cool. «Im Mittelpunkt steht dietechnische Finesse», sagt er. Besonders wichtig sei dieEintauchphase. «Die Körperspannung ist das A und O.» Wenn der Athletdie nicht aufgebaut hat, tut es richtig weh. Das spüren vor allem dieungeübten Teilnehmer - das wollen die Zuschauer aber natürlich auchsehen.

Springer Guth, der auch Arschbomben-Nationaltrainer ist, pendeltzwischen seinem Job als Trainer und als Teilnehmer hin und her: AmEnde ist er Arschbomben-Weltmeister 2006 und das deutsche Team dasbeste der Welt. Im Finale überzeugt der 21-Jährige die Jury mit einerfünfeinhalbfachen Schaube in die Arschbombe. Sein härtesterKonkurrent, der Schweizer Simon Gfeller, hat Pech: Der Arschbomben-Weltmeister des vergangenen Jahres hat statt der angekündigtenfünfeinhalbfachen Schraube eine sechsfache Schraube gezeigt. SeinSprung wurde nicht gewertet.

Der Erfinder der Arschbomben-Wettbewerbe, Oliver Schill, hat sichzum Ziel gesetzt, dass der feuchte Spaß ernst genommen wird. «Wirgründen hier eine neue Sportart», sagt der ehemalige Turmspringer.Deshalb wurde die Arschbomben-WM in diesem Jahr auch unbenannt in«Splashdiving Worldchampionship» (engl. splash = Spritzer, diving =Kunstspringen).

Vor allem internationaler soll der Sport werden. «Wie wollen siejemandem in Nigeria das Wort "Arschbombe" erklären», fragt sich der37-jährige Schill. Bei der WM in Dillingen mit ihren rund 75Teilnehmern sind zwar nur Deutschland, Österreich und die Schweizvertreten. Für das kommende Jahr hätten aber schon Australien undKanada Interesse bekundet. Wahrscheinlich werde die WM dann auchaußerhalb Deutschlands ausgetragen.