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Prozesse Prozesse: Scorpions mit ihrer Expo-Hymne vor Gericht

Von Hartwig von Saß 26.11.2002, 14:16
Das Archivbild vom 04.09.2001 zeigt den Scorpions-Sänger Klaus Meine nach einer Verhandlung gegen ihn vor dem Landgericht in Hannover. Am Dienstag (26.11.2002) wird der Prozess an derselben Stelle fortgesetzt. (Foto: dpa/lni)
Das Archivbild vom 04.09.2001 zeigt den Scorpions-Sänger Klaus Meine nach einer Verhandlung gegen ihn vor dem Landgericht in Hannover. Am Dienstag (26.11.2002) wird der Prozess an derselben Stelle fortgesetzt. (Foto: dpa/lni) dpa

Hannover/dpa. - Im Streit um die Urheberrechte an der Expo- Hymne «Moment of Glory» hat Scorpions-Sänger Klaus Meine den Vorwurf des Musikdiebstahls bestritten. Die Melodie sei ihm «zugeflogen» und stamme zu 100 Prozent von ihm, sagte er am Dienstag vor dem Landgericht Hannover. Meine bezeichnete den Kölner Musiker Luke Herzog, der sich als Mitautor des Stückes sieht, als «Trittbrettfahrer». Eine Entscheidung will das Gericht am 17. Dezember verkünden.

In dem Rechtsstreit 18 O 4816/00 muss die Kammer unter Vorsitz von Richter Bernd Thomas mehr als zwei Jahre nach Ende der Expo eine kniffelige Frage klären: Hat Scorpions-Frontmann Meine die Expo-Hymne «Moment of Glory» allein komponiert oder hat er Teile des Stücks von Herzog geklaut? Meine behauptet in dem ersten Urheberrechtsprozess seiner Karriere, er habe Herzog eine «fertige Melodie» übergeben, zu der dieser ein Arrangement liefern sollte. Herzog sagt dagegen, er habe nur ein Fragment aus einigen Tönen bekommen und daraus erst eine richtige Melodie gemacht.

Im Schwurgerichtssaal 127 des Landgerichts Hannover, wo sonst Morde und andere schwere Verbrechen behandelt werden, wird an diesem Vormittag vor allem Klavier gespielt und gesummt. Immer wieder trägt Gutachter Prof. Markus Becker auf dem Instrument vor dem Richtertisch zwei Melodien vor: Die erste mit 16 Takten, die Herzog von Meine im Sommer 1998 erhalten haben will, die zweite mit 24 Takten und einigen veränderten Tönen - das, was Herzog in seinem Kölner Studio angeblich aus der Vorlage gemacht hat. Die längere Tonfolge gleicht im Kern dem Song, der später in seiner Orchester-Fassung mit den Berliner Philharmonikern zur Hymne der Expo wurde.

Meine blickt während der Verhandlung durch seine getönte Brille immer wieder an die Decke. Wird das Stück gespielt, schlägt er mit den Fingern unhörbar den Takt mit. Den Vorwurf seines Widersachers Herzog weist er zurück: «Ich habe ihm niemals nur ein paar Noten übergeben und gesagt, mach was draus.» Das sei nicht die Basis der Zusammenarbeit gewesen. Er habe Herzog eine vollständige Melodie übergeben. «Nach 25 bis 30 Jahren als Songwriter muss man mir es schon abnehmen, dass ich so ein Projekt, an dem so viel dranhängt, nicht durch eine spätere Einstweilige Verfügung aufs Spiel setzen würde. Ich habe nie jemanden um seine kreative Leistung betrogen.»

Beweisen kann Meine dies vor Gericht bei «Moment of Glory» zunächst nicht. Er zeichne sonst häufig seine Ideen mit einem Diktiergerät auf, habe dies aber bei dem Expo-Song nicht gemacht, räumt er ein. Noten lesen kann der Musiker nicht: «Bei Musikern aus meiner Generation, wie auch die Beatles, gibt es viele, die keine Noten lesen können. Da zähle ich mich auch dazu.» Und so hielt Meine das Stück auch nicht auf einem Notenblatt fest. Zu «Moment of Glory» sagt er: «Songs zu schreiben, ist auch eine Frage von Eingebung. Das war auch bei diesem Song der Fall, es war eine Eingebung, ein Kreislauf von Noten. Er ist mir in einem Stück - ja - zugeflogen.» Dem sonst um Ernsthaftigkeit bemühte Richter Thomas zog bei dieser Aussage ein Lächeln durchs Gesicht.

Wie es nun weiter geht in dem Verfahren, ließ Richter Thomas zunächst offen. «Es wird in drei Wochen eine Entscheidung verkündet.» Die Kammer werde zunächst klären, ob sich Gutachter Becker noch intensiver mit «Moment of Glory» wird befassen müssen, oder ob am 17. Dezember bereits das Urteil verkündet wird.

Das Archivbild vom 04.09.2001 zeigt den in Köln arbeitenden Musiker Rainer Luke Herzog vor dem Landgericht in Hannover. Dort wird am Dienstag (26.11.2002) die Fortsetzung seiner Klage gegen den einst mit ihm befreundeten Scorpions-Sänger Klaus Meine aus Hannover stattfinden wegen seines angeblichen Anteils an der Expo-Hymne "Moment of Glory". Dem widerspricht der Starmusiker. (Foto: dpa/lni)
Das Archivbild vom 04.09.2001 zeigt den in Köln arbeitenden Musiker Rainer Luke Herzog vor dem Landgericht in Hannover. Dort wird am Dienstag (26.11.2002) die Fortsetzung seiner Klage gegen den einst mit ihm befreundeten Scorpions-Sänger Klaus Meine aus Hannover stattfinden wegen seines angeblichen Anteils an der Expo-Hymne "Moment of Glory". Dem widerspricht der Starmusiker. (Foto: dpa/lni)
dpa