Prozessauftakt in Heidelberg Prozessauftakt in Heidelberg: 52-Jähriger gesteht Dreifachmord

Heidelberg/dpa. - Ersprach von einem Blackout im Alkoholrausch. Ein psychiatrischesGutachten bescheinigt ihm jedoch volle Schuldfähigkeit. Der Mann istdes dreifachen Mordes angeklagt und muss mit einer lebenslangenHaftstrafe rechnen.
Als Grund für den Überfall auf die Arztpraxis gab der 52-Jährigean, er habe für das bevorstehende Weihnachtsfest mehr Geld benötigt.Beim Blick auf seinen Lebenslauf scheinen die Motive jedoch erheblichtiefer zu liegen: Schulden, Arbeitslosigkeit, Alkoholismus. Eine Ehe«mit Höhen und Tiefen» endete mit dem Tod der Frau. Auch sie sollregelmäßig getrunken haben. Eine weitere Beziehung scheiterte bereitsnach wenigen Jahren. Es folgte ein Einsiedlerleben fast ohne sozialeKontakte. Die Schränke waren bei der Festnahme des Mannes voller Weinund Schnaps. In der jüngsten Vergangenheit nahm der 52-Jährigeregelmäßig Medikamente gegen Depressionen.
Auf diese Gegebenheiten versucht die Verteidigung des aus Mannheimstammenden Mannes ihre Strategie aufzubauen. An der Tat selber wirdnicht gerüttelt. Sein Mandant habe die Utensilien für den Überfallgekauft und die anschließenden Morde gestanden, erklärte der Anwaltdes 52-Jährigen. «Viel Spielraum gibt es da nicht.»
Zeugenaussagen und Beweismittel werden die nächstenVerhandlungstage vor dem Heidelberger Landgericht bestimmen. Mehr alsdie Morde zugeben und sich auf seine Erinnerungslücke in den Stundennach der Tat bis zum Morgen des 24. Dezember berufen, will dergelernte Einzelhandelskaufmann nicht. Seinen kurzen Ausführungen zurAnklage fügte der zweifache Vater nur noch hinzu: «Dass ich die dreiPersonen getötet habe, bedauere ich sehr.» Als er seine Opfer in derKinderarztpraxis misshandelt und getötet haben soll, war er starkbetrunken.
Ob dieses Eingeständnis ausreichen wird, damit das Gericht beiseinem Urteilsspruch nicht die besondere Schwere der Schuldfeststellt, ist fraglich. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor,bei seinen Plänen für den Überfall die Tötung von Menschen billigendin Kauf genommen zu haben. Die Opfer waren geknebelt und mitKlebestreifen über dem Mund aufgefunden worden. Nach den Morden hatteder 52-Jährige mit den erbeuteten Geldkarten zwei Mal 500 Euroabgehoben, seine Tatwerkzeuge sowie Kleidung in verschiedenenMülltonnen versteckt und anschließend versucht, die Polizei mit einenanonymen Brief in die Irre zu leiten. Ende Januar war er gefasstworden.
Sollte das Landgericht bei dem Angeklagten die besondere Schwereder Schuld feststellen, kann der 52-Jährige in der Regel nicht miteiner vorzeitigen Haftentlassung nach 15 Jahren rechnen. Angewendetwird dieser Richterspruch, wenn ein Mörder zahlreiche Opfer auf demGewissen oder übermäßig brutal und grausam gehandelt hat. Am 7.Oktober soll das Urteil gesprochen werden.
