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Prozessauftakt Prozessauftakt: «Brummi-Mörder» legt ein Geständnis ab

16.04.2007, 09:56
Sein Gesicht hinter einem Aktenordner versteckt, so sitzt Marco M. am Montag (16.04.2007) auf der Anklagebank des Landgerichts in Limburg an der Lahn. (Foto: dpa)
Sein Gesicht hinter einem Aktenordner versteckt, so sitzt Marco M. am Montag (16.04.2007) auf der Anklagebank des Landgerichts in Limburg an der Lahn. (Foto: dpa) dpa

Limburg/dpa. - Bei einer vierten Frau habe er es versucht, heißtes in einer Erklärung, die der Anwalt des als «Brummi-Mörder» bekanntgewordenen Angeklagten am Montag vor dem Landgericht Limburg vorlas.Die Überlebende sagte zu Prozessbeginn als Zeugin aus. Der 29 Jahrealte Familienvater ist des dreifachen Mordes, eines Mordversuchssowie der Vergewaltigungen, Freiheitsberaubung und der gefährlichenKörperverletzung angeklagt. Die Verhandlung verfolgte der Angeklagteweitgehend mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen.

Der Speditionsfahrer, der viele Jahre zwischen Kassel und demRuhrgebiet unterwegs war, soll zwischen November 2003 und Juli 2006vier Frauen aus Hessen und Nordrhein-Westfalen vergewaltigt und dreivon ihnen getötet haben. Sein vermutlich letztes Opfer war im Juli2006 - wenige Wochen vor seiner Festnahme - die 18 Jahre alteSchülerin Anna aus Kassel. Der 29-Jährige hatte bereits nach seinerFestnahme im vergangenen August die Taten gestanden. Seither hatteder verheirateten Vaters eines kleinen Jungen in Untersuchungshaftgesessen und geschwiegen.

Eine damals 25-Jährige überlebte die Würgegriffe und denMesserstich. Das inzwischen 27 Jahre alte Opfer, eine frühereProstituierte, schilderte am ersten der fünf angesetztenVerhandlungstage die Begegnung mit dem Fernfahrer. Er hatte die Frauim Oktober 2004 auf einem Straßenstrich in Köln angesprochen. «Er waram Anfang ganz nett», sagte die Frau vor Gericht. Im Lastwagen habeer sie plötzlich mit einer Schnur gedrosselt, bis sie bewusstlosgeworden sei. Als sie wieder zu sich gekommen sei, seien sie auf derAutobahn 57 unterwegs gewesen.

In der Nähe eines Gewerbegebietes beim niederrheinischen Moers seider Angeklagte in der Schlafkabine seines Lastwagens über siehergefallen. Nach dem Geschlechtsakt habe er sie aus dem Fahrzeuggelockt und ihr mit einem Klappmesser in die Brust gestochen. Siehabe gefragt: «Warum machst du das?» und ihn auf den Knien angefleht:«Lass mich gehen», berichtete die 27-Jährige. Der Lastwagenfahrerhabe nicht geantwortet. «Er hat mich gehen lassen, weil er wusste,dass es mir nicht mehr so gut geht. Er ist krank.»

Nach seiner Flucht hatte sich die Frau durch ein Maisfeld an dieAutobahn geschleppt und war von einer Autofahrerin gefunden worden.Die schwer am Herzen Verletzte hatte dank einer Notoperationüberlebt. Sie leidet nach eigenen Angaben noch immer unter Albträumenund Schwindelgefühlen.

Auf sein erstes Opfer war der Mann im November 2003 ebenfalls aufdem Kölner Straßenstrich gestoßen. In seinem Lastwagen erdrosselte erdie 32-Jährige und verging sich danach an ihr. Rund zwei Jahre späterüberfiel er nachts im hessischen Dillenburg eine 31-Jährige, die erbis zur Ohnmacht würgte, in seine Wohnung brachte und sievergewaltigte. Der 18 Jahre alten Anna aus Kassel lauerte er im Juli2006 nachts auf, erwürgte sie und vergewaltigte sie anschließend inseinem Lastwagen.

Der Mann hatte an seinen Opfern Spuren hinterlassen, die mit Hilfeeiner DNA-Datenbank zusammengeführt worden waren. Sie stimmten miteiner freiwillig vom Festgenommenen abgegebenen Speichelprobeüberein. Der Lastwagenfahrer hatte die Taten bei der erstenVernehmung nach seiner Festnahme Ende August in seinem HeimatortHaiger gestanden. «Ja, ich war's», zitierte ihn einKriminalhauptkommissar, der dem «Brummi-Mörder» damals die erstenFragen gestellt hatte. «Ich bin froh, dass alles endlich vorbei ist»,habe der 29-Jährige gesagt. Der Prozess soll am 20. April mit derVernehmung weiterer Zeugen fortgesetzt werden.