Prozess Prozess: Zwölf Jahre neun Monate Haft für Anschlag in Disco
Hamburg/dpa. - Das Gericht verurteilte den in Hamburg geborenen Türken wegen mehrfach versuchten heimtückischen Mordes an arglosen Opfern, Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Außerdem hatte er Drogen eingeschmuggelt.
Der 29-Jährige hatte die Tat in Teilen gestanden. Er erklärte aber, er habe nicht gewusst, dass die Granate scharf war. Er sei davon ausgegangen, dass es sich um eine Blendrakete gehandelt habe. Er sei zu der Tat von einem Schuldner, einem «Mister X», gezwungen worden, den er aus Angst nicht benennen wollte. Der Anschlag habe dem bekannten Party-Veranstalter Michael Ammer als Warnung gegolten, der Schulden bei «Mister X» habe.
Das Gericht hielt dem Angeklagten zugute, dass er die Tat auf Druck ausgeübt hatte. Alles andere seien jedoch Schutzbehauptungen gewesen. «Das, was sie hier zugegeben haben, haben sie aus taktischen Gründen getan», sagte der Richter.
Am Tatabend war der Angeklagte ohne Probleme in die Disco gelangt, weil er einen der Türsteher kannte. Er gelangte mühelos über seine Bekanntschaft in den VIP-Bereich, wo kurz vorher noch Jenny Elvers, Heiner Lauterbach und Til Schweiger gefeiert hatten. Die Handgranate deponierte er in einem Sitzkissen und entfernte den Sicherungsstift.
Bei der Detonation der Granate jugoslawischer Bauart flogen 2600 Stahlkugeln umher. 25 Splitter trafen eine junge Frau, die direkt neben der Bombe stand, in Herz und Lunge. Ihr Freund wurde in Bauch, Hals und Kopf getroffen. «Wir haben gesessen und es hat geknallt. Alles war neblig. Ich wurde operiert, war ein halbes Jahr arbeitsunfähig. Viele Splitter sind noch in meinem Körper», sagte der 33-Jährige. Das Paar und ein weiterer junger Mann traten im Verfahren als Nebenkläger auf.
Der 29-Jährige ist mehrfach vorbestraft und soll nach der Haft in die Türkei abgeschoben werden, da er immer noch einen türkischen Pass hat.