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Kriminalität Prozess wegen Doppelmord an Kindern - war es Tat im Wahn?

Zwei Kinder liegen erschlagen im Bett. Hat die Mutter im Wahn gehandelt? Darum geht es bei einem Prozess in Oberbayern, der erschütternde Details öffentlich macht.

Von dpa 18.08.2025, 12:55
Zwei kleine Kinder werden tot im Bett gefunden, die Mutter sitzt daneben - nun steht sie vor Gericht.
Zwei kleine Kinder werden tot im Bett gefunden, die Mutter sitzt daneben - nun steht sie vor Gericht. Peter Kneffel/dpa

Traunstein - Zwei Geschwister liegen in der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag 2024 erschlagen und blutüberströmt im Bett - wurden sie von ihrer Mutter im Wahn getötet? Mit der Frage beschäftigt sich nun das Landgericht Traunstein. Die Staatsanwaltschaft wirft der 39-Jährigen Mord im Zustand der Schuldunfähigkeit wegen einer paranoiden wahnhaften Störung vor. Es ist ein Prozess, der teilweise schwer zu ertragen ist. Immer wieder fließen Tränen, bei Zeugen und auch beim Vater der Kinder, der als Nebenkläger auftritt. Auch die Beschuldigte wirkt sehr angespannt, zwischendurch weint sie. 

Zeugen schildern die Frau als psychisch instabil und mit vielen Ängsten und Problemen, auch Alkohol war zeitweise im Spiel. Ihren Kindern war sie demnach aber eine fürsorgliche und liebevolle Mutter. Mit dem Vater kam sie 2014 zusammen - eine Beziehung mit schönen Seiten, aber auch mit sehr vielen Konflikten, wie der 44-Jährige erklärte. Sie sei eine „Person der Extreme“ gewesen. Im Dezember 2023 habe er sich von ihr getrennt. 

Letztes Telefonat zwischen Kindern und Vater an Heiligabend

Mehrere Monate später spitzte sich die Lage den Aussagen zufolge zu. Sie habe erzählt, dass der Sechsjährige in seinem Kindergarten missbraucht worden sei, sagten mehrere Zeugen. Der Vater sagte, er habe diese Sorgen ernst genommen. Doch wie andere hatte auch er den Eindruck, dass die Anschuldigungen immer abstruser wurden. An Heiligabend sprach er seinen Angaben zufolge zum letzten Mal mit seiner Tochter und seinem Sohn, die den Tag mit der Mutter verbrachten. Er habe mit ihnen telefoniert, auch die 39-Jährige habe bei dem Gespräch ruhig und angenehm gewirkt. 

Stunden später mitten in der Nacht rief sie dann einen Arbeitskollegen an und bat ihn, zu kommen. Er habe sich Sorgen gemacht und sei zu ihr gefahren, sagte der Mann im Prozess. Über die offene Terrassentür sei er ins Haus gelangt. Im Schlafzimmer habe sie in sich zusammengesunken auf der Bettkante gesessen, dahinter hätten die Kinder gelegen, „erschlagen, alles blutverspritzt“. Der Erzieher alarmierte die Polizei, Rettungskräfte versorgten die 39-Jährige, so dass sie wieder zu sich kam. Ein Polizist berichtete von einer blutverschmierten Axt, die in einer Ecke gestanden habe. 

Bei dem Prozess handelt es sich um ein Sicherungsverfahren. Dabei geht es um die Unterbringung in einer geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses. Auch wenn es keine Anklage wie in einem normalen Strafverfahren gibt, sondern eine Antragsschrift, wird solch ein Fall vor Gericht verhandelt.