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Prozess um Mord an Ulrike Prozess um Mord an Ulrike: Angeklagter bestreitet geplante Entführung

18.10.2001, 12:44
Der mutmaßliche Mörder der zwölfjährigenUlrike aus Eberswalde hat vor Gericht bestritten, die Entführung desMädchens geplant zu haben. Er habe den Wagen, mit dem er das Kindanfuhr und verschleppte, nicht gestohlen, um einen Menschen zuentführen, sagte der 25-Jährige am Donnerstag vor dem Landgericht inFrankfurt (Oder). Der Angeklagte hat bereits gestanden, Ulrike am22. Februar dieses Jahres nach dem Unfall verschleppt, missbrauchtund ermordet zu haben. Einen Mordplan stritt er allerdings ab.
Der mutmaßliche Mörder der zwölfjährigenUlrike aus Eberswalde hat vor Gericht bestritten, die Entführung desMädchens geplant zu haben. Er habe den Wagen, mit dem er das Kindanfuhr und verschleppte, nicht gestohlen, um einen Menschen zuentführen, sagte der 25-Jährige am Donnerstag vor dem Landgericht inFrankfurt (Oder). Der Angeklagte hat bereits gestanden, Ulrike am22. Februar dieses Jahres nach dem Unfall verschleppt, missbrauchtund ermordet zu haben. Einen Mordplan stritt er allerdings ab. dpa/POOL

Frankfurt (Oder)/dpa. - Zwei Zeugen berichteten am vierten Verhandlungstag vor derSchwurkammer, wie ihnen am Tattag das beschädigte Fahrrad von Ulrikeaufgefallen war. Die Polizei hätten sie seinerzeit aber nichtinformiert. Der Angeklagte Stefan Jahn zeigte am Donnerstag erstmalsseit Beginn des Prozesses ein wenig Reue. «War Scheiße, was ichgemacht habe», antwortete der Arbeitslose auf die Frage, was er nachdem Verbrechen empfunden habe.

Anschließend schilderte er in Stakkato-Halbsätzen, dass er nachden Taten mit dem gestohlenen Auto nach Bernau (Kreis Barnim) fuhrund dort seine Bier- und Schnapsflaschen aus dem Wagen nahm. Dannzündete er ihn «wegen der Fingerabdrücke» an. Und warum ließ erden Turnbeutel des lebensfrohen Mädchens im Auto? «Ich hab nur anmeine Sachen gedacht», sagte der 25-Jährige, der wie an den Tagenzuvor während der Verhandlung den Kopf gesenkt hielt.

Am Mittag begann das Schwurgericht mit der Vernehmung ersterZeugen. Ein 61 Jahre alter Maschinenbauingenieur schilderte, wie erdas Fahrrad des Mädchens kurz nach der Tat auf einem Sandweg in derNähe von Ulrikes Elternhaus entdeckte. Da auf dem Weg oft Müll liege,habe er sich nichts dabei gedacht. Auch ein 23 Jahre alterArbeitsloser bemerkte, er habe das Rad zwar gesehen, ihm jedoch keineweitere Bedeutung beigemessen. «Da liegt immer was rum.»

Am Mittwoch hatte Jahn hinter verschlossenen Türen die Details derVergewaltigung und den Mord geschildert. Tags darauf war dieÖffentlichkeit wieder zugelassen. Auch Ulrikes Eltern verfolgten denProzess in Frankfurt weiter. Fünf Gutachter und 28 Zeugen sollen anden noch folgenden sechs Tagen beim Aufarbeiten des grausamenGeschehens vom 22. Februar helfen. Unter anderem soll geklärt werden,ob der Angeklagte zur Tatzeit eingeschränkt schuldfähig war - etwawegen der großen Mengen Alkohol, die er nach eigener Aussage in denStunden vor dem Zusammentreffen mit Ulrike getrunken hatte. DasUrteil wird am 1. November erwartet.