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Prozess Prozess: Staatsanwalt fordert lebenslang für Schmökel

Von Sophia-Caroline Kosel 28.11.2002, 12:25
Frank Schmökel (40), aufgenommen am Montag (18.11.2002) im Gerichtssaal des Landgerichts im brandenburgischen Neuruppin zu Beginn des siebten Verhandlungstages. Schmökel hat bereits gestanden, bei einem begleiteten Ausgang am 25. Oktober 2000 zwei Pfleger sowie die Mutter mit einem Messer verletzt und wenige Tage später auf der Flucht einen Rentner mit einem Spaten erschlagen zu haben. (Foto: dpa)
Frank Schmökel (40), aufgenommen am Montag (18.11.2002) im Gerichtssaal des Landgerichts im brandenburgischen Neuruppin zu Beginn des siebten Verhandlungstages. Schmökel hat bereits gestanden, bei einem begleiteten Ausgang am 25. Oktober 2000 zwei Pfleger sowie die Mutter mit einem Messer verletzt und wenige Tage später auf der Flucht einen Rentner mit einem Spaten erschlagen zu haben. (Foto: dpa) ddp/Pool/

Neuruppin/dpa. - Schmökel, für die Allgemeinheit gefährlich, wollte Oeser zufolgeim Oktober 2000 seine Mutter und zwei Pfleger töten und ermordetewenige Tage später auf der lang geplanten Flucht einen Rentner. Nurdurch glückliche Umstände hätten Mutter und Pfleger überlebt.

Einst der meistgesuchte Verbrecher Deutschlands - Schmökel zeigtewährend des einstündigen Plädoyers der Anklage keine Regung. Er hattevor Gericht jegliche Tötungsabsichten bestritten. Doch derStaatsanwalt ist sich sicher: «Der 40-Jährige hat die Flucht schonlange geplant und wollte eine Vielzahl von Menschen ermorden.»

Schon lange vor der 13 Tage dauernden Jagd durch Sachsen undBrandenburg - nach fünf voran gegangenen Fluchten - habe der seit1993 im Maßregelvollzug untergebrachte Schmökel alles getan, um inFreiheit zu gelangen. «Er täuschte den Therapeuten vor, die Therapienseien erfolgreich und eine Fluchtgefahr bestehe nicht.»

Im April 2000 hatte es Schmökel geschafft: Er bekam die sogenannte Lockerungsstufe 4, durfte mit Pflegern in Neuruppin zumKegeln und Schwimmen gehen. «70 Ausgänge im Klinikgelände und in dieStadt verliefen problemlos», erinnerte Oeser. Auf der folgenreichenFahrt zur Mutter habe der Patient Schmökel sich gut gelaunt undgewaltlos gezeigt. «Er plante, beim Hausbesuch bei der Mutter dieseund die Pfleger zu töten, um mit dem Dienstwagen nach Osteuropa zuflüchten», erklärte der Staatsanwalt.

In der Wohnung der Mutter habe der mehrfach vorbestrafteSexualstraftäter eine günstige Gelegenheit abgewartet - und dannnacheinander Pfleger und Mutter mit dem Messer attackiert, mit dem ernoch Minuten vorher den selbst gebackenen Kuchen zerteilt hatte. «Erhätte ungehindert die Treppe hinunterstürzen können, ohne jemanden zuverletzen», sagte der Staatsanwalt. Doch aus Hass auf Mutter undMaßregelvollzug habe er töten wollen.

Nach den Attacken in der Wohnung flüchtete Schmökel zu Fuß. Um vorden Fahndern sicher zu sein, die ihm stets auf den Fersen waren,brach er einen Bungalow auf, kochte dort, duschte sich. «Ihm warklar, dass er kurzfristig unerkannt weit weg muss», erläuterte derAnklagevertreter. Deshalb habe Schmökel einen im Nachbargrundstückauf einer Liege schlafenden Rentner mit einem Spaten sechs Mal aufden Hinterkopf geschlagen, bis der Spatenstiel zerbrach und das Opfernur noch röchelte. Kurz darauf starb der Mann.

Schmökel hatte beteuert, er habe den Mann für ein Mädchengehalten, das er vergewaltigen wollte. Erst als sich dieses als Mann«entpuppte», habe er zugeschlagen. «Panik bei diesem Angeklagten istlächerlich», hielt Staatsanwalt Oeser dagegen. Vor wenigen Tagenhatte Schmökel überraschend verkündet, er habe Grünen Star unddeswegen kurz vor der Tat die Frau des Rentners als Mädchenwahrgenommen. «Schmökel kann aus 10, 20 Metern erkennen, ob es sichum einen Mann, eine Frau oder ein Mädchen handelt - sogar ohne seineBrille», sagte dazu seine Augenärztin kurz vor dem Plädoyer.

Die Plädoyers der Verteidigung sollen am 6. Dezember folgen. DasUrteil soll noch im Dezember verkündet werden.